Was ist Rheuma und welche Diagnosen behandelt ein Rheumatologe?

Die Rheumatologie umfasst mehr als 300 verschiedene Diagnosen nach dem aktuell gültigen Diagnosekatalog (ICD11 der WHO). Neben Erkrankungen des angeborenen und erworbenen Immunsystems, die zu Entzündungen an allen Organen des eigenen Körpers führen können (Autoimmunerkrankungen), behandelt der Rheumatologe auch Stoffwechsel-erkrankungen die ebenso schwere Entzündungen im Körper auslösen können, wie z.B. die Gicht oder die Pseudogicht.

Nicht selten ist auch eine Infektion mit bestimmten Bakterien oder Viren ein auslösender Faktor für eine entzündlich-rheumatische Erkrankung. Selten persistiert die Infektion wie bei einer Lues, Hepatitis B oder C, einer Borreliose oder – sehr selten – einem M. Whipple. Diese Infektionen müssen dann zunächst ebenso spezifisch behandelt werden. Ab und zu muss der Rheumatologe Sorge tragen, dass eine bereits überstandene Infektion während einer Rheumatherapie nicht wieder aufflammt, und behandelt z.B. eine durchgemachte Tuberkulose parallel mit bzw. empfiehlt z.B. eine Herpes Zoster Impfung vorweg.

Auch wenn die Mehrheit der entzündlich rheumatischen Erkrankungen große und kleine Gelenke der oberen und unteren Extremität oder der Wirbelsäule befällt, können auch die Sehnen und die Muskulatur, das Bindegewebe und/oder alle inneren Organe incl. Haut und Nervensystem, die Blutgefäße und sogar das Gerinnungssystem durch Rheuma betroffen sein. Viele Rheumapatienten müssen daher interdisziplinär behandelt werden. Schwerere Organbeteiligung z.B. von Herz und Lunge besprechen wir regelmäßig in Ärztekonferenzen mit allen Fachdisziplinen (Boards), um gemeinsam das beste therapeutische Vorgehen festzulegen.

Diese Abbildung stellt die vier wichtigsten Gruppen entzündlich-rheumatischer Autoimmunerkrank­ungen (gelb) dar.  Alle Autoimmunerkrankungen führen im chronischen Verlauf zu relevanten Folge­erkrank­ungen (blau) wie z.B.  Arthrose, Organvernarbungen, Schmerzstörungen oder Osteoporose, die der Rheumatologe - wenn möglich ebenfalls interdisziplinär – mitdiagnostiziert und -behandelt.

Schließlich kann Rheuma auch durch autoinflammatorische Erkrankungen wie spezifische Fiebersyndrome gekennzeichnet sein, z.B. das familiäre Mittelmehrfieber oder seltener z.B. den M. Still. oder das erst kürzlich neu entdeckte VEXAS-Syndrom.

Auch wiederkehrende Entzündung im Blut oder Fieber, bei denen keine Ursache (insbesondere keine Infektion oder Tumor) festgestellt werden kann, wird letztlich durch den Rheumatologen betreut und ggf. mit gezielt in die Entzündungsreaktion eingreifenden Immuntherapeutika behandelt.