Ältere Menschen leiden häufig an sogenannten geriatrischen Syndromen. Dies sind Gesundheitsprobleme, die im Alter häufig vorkommen und typischerweise den älteren Menschen in seiner Selbständigkeit und Alltagskompetenz bedrohen. Oft sind mehrere Bereiche gleichzeitig betroffen: die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, die Psyche und das allgemeine Wohlbefinden.

Beispiele für geriatrische Syndrome sind Stürze und Probleme beim Gehen, Schwierigkeiten in der Merkfähigkeit und Handlungsplanung, Verwirrtheit, Schluckprobleme, Mangelernährung, muskuläre Schwäche, Inkontinenz und Probleme bei der Medikamenteneinnahme. Diese Syndrome sind oft komplex und erfordern eine besondere medizinische Betreuung, die sich um alle Aspekte der Gesundheit und das Wohlbefinden älterer Menschen kümmert.

Unser interdisziplinäres Team von Altersmedizinern, Fachpflegekräften, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Ernährungsberatern, Psychologen und dem Sozialdienst steht Ihnen für Diagnose, Therapie und Nachsorge internistischer Erkrankungen im Alter mit höchster Expertise zur Verfügung.

Häufigste geriatrische Syndrome

Viele alte Menschen leiden an einer Exsikkose, einem starken Flüssigkeitsmangel, da sie zu wenig trinken oder zu viel Flüssigkeit verlieren, etwa durch übermäßiges Schwitzen, Erbrechen, Durchfall oder hohes Fieber.

Symptome

  • trockene Haut und Schleimhäute
  • Durst
  • Seltenes Wasserlassen, dunkler Urin
  • Schwindel und Müdigkeit
  • Verwirrtheit
  • schneller Herzschlag
  • schlimmstenfalls Bewusstseinsverlust

Diagnose
Die Diagnose umfasst eine körperliche Untersuchung, Blutuntersuchungen zur Bestimmung des Elektrolyt- und Natriumspiegels und eine Überprüfung der Urinkonzentration und des Urinvolumens.

Therapie
Hauptziel der Behandlung einer Exsikkose ist es, den Flüssigkeitsmangel auszugleichen. In leichten Fällen kann Wassertrinken genügen, in schwereren Fällen kann nur eine intravenöse Flüssigkeitsgabe den Elektrolythaushalt regulieren. Es ist wichtig, die Ursache der Exsikkose zu ermitteln und zu behandeln. Maßnahmen wie Anpassen der Ernährung, Kontrolle der Umgebungstemperatur, Vermeiden von direkter Sonneneinstrahlung und das Begrenzen körperlicher Anstrengung verringern die Flüssigkeitsverluste.

Die Betreuung von mangelernährten Patienten erfordert eine multidisziplinäre Herangehensweise von Ärzten, Pflegekräften, Ernährungsspezialisten, Psychologen und dem Sozialdienst. Sie überwachen regelmäßig den Ernährungszustand der Patienten und passen die Therapie entsprechend an.

Symptome

  • Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit
  • Muskelschwäche und Müdigkeit
  • verminderte körperliche Leistungsfähigkeit
  • trockene Haut, brüchige Nägel, Haarausfall
  • verminderte Wundheilung
  • erhöhte Anfälligkeit für Infektionen
  • veränderte Stimmungslage

Diagnose
Neben ausführlichen körperlichen Untersuchungen und Labortests kann der Ernährungszustand anhand des Body-Mass-Index (BMI), der Messung des Mid-Arm-Muskelumfangs (MAMC), des Albumin- und Präalbuminspiegels und anderer ernährungsrelevanter Parameter bewertet werden.

Therapie
Je nach Ursache und Ausmaß der Mangerernährung:

  • Steigerung der Kalorien- und Proteinaufnahme durch eine ausgewogene, energiereiche Diät
  • Nahrungsergänzung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Proteinen
  • Künstliche Ernährung (enteral oder parenteral)
  • Behandlung von Grunderkrankungen
  • Verbesserung der Nahrungsaufnahme bei Kau- und Schluckbeschwerden
  • Veränderung der Medikation

Mangelanämien sind ernährungsbedingte Krankheitsbilder aufgrund eines Mangels an Substanzen, die für die Produktion der roten Blutkörperchen wichtig sind wie zum Beispiel Eisen oder Vitamine.

Symptome:

  • Müdigkeit
  • Schwäche
  • Blässe
  • Kurzatmigkeit
  • Schwindel
  • erhöhte Herzfrequenz

Diagnose
Mithilfe von Blutuntersuchungen werden Hämoglobinspiegel und andere Parameter im Blut bestimmt.

Therapie
Je nach Ursache und Ausmaß der Mangelanämie:

  • Eisenpräparate
  • Vitamin B12
  • Folsäure
  • Bluttransfusionen
  • Behandlung der Grunderkrankung
  • angemessene Ernährung
  • Vermeidung von Faktoren, die die Eisenaufnahme beeinträchtigen

Schwierigkeiten beim Schlucken von festen oder flüssigen Lebensmitteln, Husten oder Erstickungsgefühle beim Essen oder Trinken, Gewichtsverlust und wiederkehrende Lungenentzündungen können Anzeichen von Schluckstörungen sein. Zur Diagnose gehören eine klinische Bewertung, Schlucktests, die flexible endoskopische Evaluation des Schluckaktes (FEES) oder die Videofluoroskopie. Als Therapie eignen sich je nach Ursache der Schluckstörung Maßnahmen wie Schlucktherapie, Anpassung der Konsistenz der Nahrung), Medikamente oder in seltenen Fällen auch chirurgische Eingriffe.

Harninkontinenz ist auch bei älteren Menschen ein Tabuthema und erfordert viel Sensibilität und Spezialwissen. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Pflegekräften und Spezialisten für Harninkontinenz ist wichtig, um die beste Behandlungsstrategie zu finden und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Symptome

  • unfreiwilliger Urinverlust
  • häufiger Harndrang
  • nächtliches Wasserlassen
  • unkontrollierter Urinabgang bei körperlicher Aktivität oder Niesen
  • Gefühl, die Blase nicht vollständig entleeren zu können

Diagnose
Eine gründliche körperlichen Untersuchung mit:

  • Urintests
  • Blasentagebuch
  • Ultraschall der Blase
  • urodynamische Messung des Blasendrucks und der Harnflussrate
  • Zystoskopie (endoskopische Untersuchung der Blase)

Therapie
Die Behandlung hängt von der Art der Harninkontinenz ab: Bei Belastungsinkontinenz können physiotherapeutische Beckenbodenübungen und eine Biofeedback-Therapie helfen. Frauen mit leichter Belastungsinkontinenz und abgesenkten Beckenorganen (Deszensus) kann ein Pessar die Harnröhre stützen. Pessare sind vorwiegend aus Silikon und damit gut verträglich.

Bei Dranginkontinenz kommen Medikamente zur Entspannung der Blasenmuskulatur oder zur Verringerung des Harndrangs zum Einsatz. Auch Hilfsmittel wie Einlagen, Vorlagen, spezielle Harnableitungssysteme und eine Blasenschulung erleichtern den Umgang mit Harninkontinenz. In speziellen Fällen kommt eine Operation in Betracht.

Treten bei älteren Menschen Gleichgewichtsprobleme, Unsicherheit beim Gehen, Schwindel oder Muskelschwäche auf oder sind sie in ihrer Mobilität eingeschränkt, stürzen sie häufiger. Nach einer Anamnese und einer körperlichen Untersuchung prüfen wir, welche Medikamente sie einnehmen, führen Seh-, Hör- und Gleichgewichtstests durch und setzen bildgebende Verfahren ein. Gegen Schwindel helfen bei manchen älteren Menschen bestimmte Lagerungsübungen .

Eine wichtige Rolle spielt zudem die Sturzprävention. Dazu gehören:

  • körperliche Aktivität
  • Kraft- und Gleichgewichtstraining
  • Anpassung des Wohnraums,
  • Optimierung der Medikamente und Behandlung von Grunderkrankungen
  • Physiotherapie

Im Alter treten oft Gedächtnisprobleme, Verwirrtheit, Sprachschwierigkeiten, Probleme bei der Planung und Entscheidungsfindung, kognitive Beeinträchtigungen in der räumlichen Wahrnehmung und Orientierung sowie Demenz auf. Dann ist eine umfassende Bewertung der kognitiven Funktionen, einschließlich neuropsychologischer Tests, bildgebender Verfahren und Labortests wichtig, um die richtige Diagnose stellen zu können.

Die Therapie umfasst oftmals eine Kombination aus medikamentöser Behandlung, kognitivem Training, Anpassung des Lebensstils, Ergotherapie und Unterstützung durch Angehörige. Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, um die Lebensqualität zu verbessern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.

Das Failure-to-Thrive-Syndrom im Alter bezeichnet eine fortschreitende Erschöpfung und einen allgemeinen Verfall des Gesundheitszustands bei älteren Menschen. Es ist oft mit einer verminderten Nahrungsaufnahme, mangelnder Mobilität, sozialer Isolation und verschiedenen Grunderkrankungen verbunden.

Symptome

  • Gewichtsverlust
  • Appetitlosigkeit,
  • Muskelabbau und Schwäche
  • Müdigkeit
  • Depressionen
  • verminderte körperliche Aktivität

Diagnose
Die Diagnose erfolgt durch eine gründliche klinische Bewertung, Beurteilung des Ernährungszustands, Labortests und möglicherweise bildgebende Verfahren.

Therapie
Die Therapie des Failure-to-Thrive-Syndroms umfasst die Behandlung von Ernährungsdefiziten, Grunderkrankungen oder Medikamentenwechselwirkungen. Die Therapie beinhaltet oftmals Ernährungsberatung, Nahrungsergänzung, Physiotherapie, psychosoziale Unterstützung und die Förderung sozialer Aktivitäten.

Es ist wichtig, das Failure-to-Thrive-Syndrom im Alter frühzeitig zu erkennen und angemessene Maßnahmen zu ergreifen, um den Gesundheitszustand und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Nachsorge

Wir sind auch nach Ihrem Klinikaufenthalt noch für Sie da und bieten Ihnen:

  • Angehörigenberatung
  • Anschlussrehabilitation in der Geriatrischen Rehabilitationsklinik Ehingen, sofern durch eine 14-tägige intensive Frührehabilitation eine Rehabilitationsfähigkeit erzielt wurde
  • Prüfung der Voraussetzungen für eine Rückkehr ins häusliche Umfeld durch unseren Sozialdienst, der bei der Organisation eines Kurzzeitpflegeplatzes und bei der Beantragung von Pflegeversicherungsleistungen unterstützt

Weitere Infos dazu finden Sie in der Geriatrischen Rehabilitationsklinik Ehingen