14.11.2025 | Ehemaliger Chefarzt besucht Gesundheitszentrum Blaubeuren

Geschäftsführer Markus Mord mit dem ehemaligen Chefarzt Dr. med. Gerhard Brötz
Dr. med. Gerhard Brötz, Chefarzt a.D. mit Gerd Sauter, Sektionsleiter der Unfallchirurgie und Dr. med. Antje Lang, chirurgische Oberärztin
Dr. med. Gerhard Brötz, Chefarzt a.D. mit Gerd Sauter, Sektionsleiter der Unfallchirurgie
Dr. med. Gerhard Brötz, Chefarzt a.D. mit Dr. med. Jan Ahnefeld, Chefarzt der Notfallklinik Alb-Donau Klinikum und Dr. med. Markus Winter, Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin
Dr. med. Gerhard Brötz, Chefarzt a.D. mit Dr. med. Johanna Vogelpohl, leitende Oberärztin der Inneren Medizin

Dr. med. Gerhard Brötz, langjähriger ehemaliger Chefarzt der Chirurgie, feierte am 12. Juli 2025 seinen 90. Geburtstag. Aus diesem Anlass gratulierte ihm die Geschäftsführung der ADK GmbH mit einer sehr persönlichen Karte – und verband die Glückwünsche mit einer Einladung zu einem Besuch in „seiner“ Klinik mit einem gemeinsamen Mittagessen und einem Rundgang durch seine alte Wirkungsstätte.

Der Besuch vor Ort

Am 6. November war es soweit: Mit spürbarer Freude kehrte Dr. Brötz an den Ort zurück, der ihn über Jahrzehnte geprägt hat – und den er selbst entscheidend mitgestaltet hat. Begleitet von alten und neuen Weggefährten erhielt er einen umfassenden Einblick in das heutige Klinikgeschehen.

Dabei gab sich ein Team leitender Ärzte sehr viel Mühe, dem ehemaligen Chefarzt zu demonstrieren, wie modern und spezialisiert das Alb-Donau Klinikum Blaubeuren heute aufgestellt ist. Dr. med. Johanna Vogelpohl, leitende Oberärztin der Inneren Medizin, führte ihn durch den Funktionsbereich der Inneren Medizin. Neben ihrem eigenen Bereich der Sonographie ermöglichte sie ihm dabei Einblicke in die neu aufgebaute Pneumologie. Dr. med. Anita Dujak, Leiterin der Pneumologie, zeigte Dr. Brötz, dass Fremdkörper in der Lunge im Rahmen einer Bronchoskopie in Blaubeuren unkompliziert entfernt werden können. Dr. Brötz lernte die Kurzliegerstation kennen und konnte in der chirurgischen Ambulanz ganz genau hinschauen, denn auch hier hat sich in den vergangenen 27 Jahren einiges verändert. Der Sektionsleiter der Unfallchirurgie Gerd Sauter führte ihn gemeinsam mit der chirurgischen Oberärztin Dr. med. Antje Lang durch die Ambulanz und über die Station vier, auf der Wahlleistungspatienten u.a. einen tollen Ausblick über die Blautopfstadt genießen können. Dr. med. Jan Ahnefeld, Chefarzt der Notfallklinik Alb-Donau Klinikum, zeigte ihm die Zentrale Notaufnahme, in der heute Hightech dafür sorgt, dass Notfallpatienten kompetent und schnell versorgt werden.

Auf besonderes Interesse stieß der Besuch auf der Intensivstation, wo Dr. med. Markus Winter, Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin, die neuesten technischen Entwicklungen präsentierte. Die im Herbst 2021 fertiggestellte Intensivstation ist eine der modernsten in der Region. Sie ist ausgestattet mit einem System zur Lärmunterbindung und einer Beleuchtung, die sich dem natürlichen Tagesrhythmus anpasst. Besonders berührte den Gast das große hinterleuchtete Wandbild mit einer Luftaufnahme von Blaubeuren: Einen Moment lang blieb er davor stehen, suchte lächelnd auf der Karte nach seinem früheren Haus – und schwelgte in Erinnerungen an seine Zeit in der Stadt und an die Menschen, die ihn damals begleitet haben.

Den Bau der neuen Intensivstation hatte Dr. Brötz mit großem Interesse verfolgt - als die Container mit Hilfe eines Krans auf das bisherige Dach des Gebäudes gesetzt wurden, kam er extra aus Ulm angereist, um das Geschehen zu beobachten. Und auch im Gespräch mit der Geschäftsführung und den Ärzten zeigte er sich sehr an der Zukunft des Standorts interessiert. Neben dem geplanten medizinischen Spektrum bewegte ihn auch die Frage, wie gut es derzeit gelinge, qualifizierte Nachfolger im ärztlichen Bereich zu finden.

Von Anfang an war die Stimmung herzlich: Viele Mitarbeitende und auch ehemalige Patienten erkannten ihn sofort wieder. „Sie haben mich operiert!“, rief eine Mitarbeitende ihm lächelnd zu. Eine Patientin in der Notaufnahme erzählte, ihre Schwester habe damals unter ihm gearbeitet – ihr ließ Dr. Brötz liebe Grüße ausrichten. Eine andere Szene blieb besonders in Erinnerung: Als bei ihm kürzlich in der Notaufnahme Blut abgenommen werden musste, wurde Dr. Brötz von einer Schwester erkannt, der er als Kind an Ostern den Blinddarm entfernt hatte. „Ich habe damals so geweint“, erzählte sie schmunzelnd, „und Sie haben mir danach einen Schoko-Osterhasen geschenkt.“ Dr. Lang, die vor 30 Jahren unter Dr. Brötz ihre Tätigkeit in Blaubeuren begann, sagte beim Besuch ihres ehemaligen Chefarztes: „Ich gebe Ihnen jetzt einen weißen Kittel, dann können Sie direkt mitarbeiten“, Zwar waren sie nur ein Jahr gemeinsam in der Klinik, doch der Kontakt ist bis heute geblieben – sie schrieb zu seinem 90. Geburtstag sogar ein Gedicht über ihn und die gemeinsame Zeit.

Ein Blick zurück – und nach vorn

Mit seinem Amtsantritt als Chefarzt im Oktober 1972 begann eine neue Ära in Blaubeuren. Zuvor war Dr. Brötz bereits seit 1969 als Oberarzt an der Klinik tätig. Damals war die medizinische Ausstattung des Krankenhauses eine ganz andere: Es gab noch keine eigene Anästhesieabteilung – die Krankenschwestern übernahmen die Narkosen. Für die größeren Operationen kam einmal in der Woche ein Narkosearzt von der Universitätsklinik Ulm nach Blaubeuren. Auch eine Gynäkologie und Geburtshilfestation existierte noch nicht; Geburten wurden daher von den Chirurgen mitbetreut.

Die Anästhesie wurde schließlich 1975 von Dr. med. Henning Müller als erster Chefarzt der neuen Abteilung aufgebaut. Dadurch konnte die Zahl der OP Tage erhöht werden. Der OP-Bereich, dessen Neubau 1972 unter seiner Verantwortung entstand, eröffnete der Klinik neue Möglichkeiten, etwa für die moderne Unfallchirurgie und Endoprothetik. In einer Zeit, in der Hausmeister noch zugleich Gärtner, Sanitäter und Kranken­wagenfahrer waren, wuchs unter seiner Leitung ein starkes Team zusammen.

Die Eröffnung der ersten Intensivstation im Jahr 1991 war ein Meilenstein in der medizinischen Versorgung. „Vorher wurden die Patienten schlafend in ihre Zimmer gebracht. Die Schwestern überwachten sie dort und übernahmen dabei auch so genannte Sitzwachen. Die neue Intensivstation brachte mehr Struktur und Sicherheit und erweiterte die medizinischen Möglichkeiten sowie das OP-Spektrum.

Insgesamt gab es gerade in seinen Anfangsjahren deutlich weniger technische Möglichkeiten – entscheidend war die Erfahrung der Ärzte, der klinische Blick und die Nähe zum Patienten. „Wir waren viel breiter aufgestellt“, erinnerte sich Dr. Brötz, „jeder Arzt musste vieles abdecken. Spezialisierungen gab es kaum – aber dafür kannten wir unsere Patienten sehr genau.“

Wertschätzung für alle Berufsgruppen

Dr. Brötz kam Ende der 60er Jahre als junger Oberarzt nach Blaubeuren – „aus Preußen“, wie er mit einem Augenzwinkern erzählt, und betrachtete seine Tätigkeit hier scherzhaft als „Entwicklungshilfe“. Doch er brachte weit mehr: Engagement, eine klare Haltung und Menschlichkeit.

Er setzte sich früh für die Wertschätzung der Mitarbeitenden ein – damals war dies noch keine Selbstverständlichkeit. So wandelte er die exklusive Weihnachtsfeier der Chefärzte und Verwaltungsleitung zu einem Fest für alle Mitarbeitenden um. Aus dem Gänseessen im Ärzte-Casino wurde eine große Feier in einem gemieteten Saal – ein frühes Zeichen für das, was heute selbstverständlich ist: dass Krankenhausarbeit Teamarbeit ist.

Auch in den Budgetverhandlungen mit den Krankenkassen bewies er Humor und Überzeugungskraft. „Als gefragt wurde, ob wir wirklich zwei Schwestern im OP brauchen, habe ich den Vertreter der AOK einfach in den OP eingeladen“, erzählte er lachend. „Danach war die Frage beantwortet.“

Spuren, die bleiben

1998 verabschiedete sich Dr. Brötz in den Ruhestand. Doch seine Spuren sind geblieben – in den Strukturen, die er aufgebaut hat, und in der Stimmung im Haus, die bis heute spürbar ist. Noch am Tag seines Besuchs schrieb er an die Klinik: „Natürlich haben mich die vielen grundlegenden Veränderungen und Investitionen interessiert und begeistert. Aber ich habe auch die persönliche Note und die besondere Atmosphäre gespürt, die in dem Krankenhaus Blaubeuren jeden Tag selbstverständlich ist. Sie werden es auch sicher gemerkt haben, dass es mich freut und befriedigt, dass das gefördert und weiterentwickelt wird, worin ich meine ganze Kraft gelegt habe. Zusammengefasst war es für mich ein schöner und lohnender Tag.“