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Neues Verfahren hilft Intensivpatienten mit Nierenproblemen

Das Alb-Donau Klinikum führt am Standort Blaubeuren auf der Intensivstation die Hämofiltration ein

Ein Nierenversagen kann in Abhängigkeit des Schweregrades dazu führen, dass diese Funktionen maßgeblich gestört sind. Mögliche Symptome, die auftreten können, sind Luftnot, Übelkeit, Erbrechen Appetitlosigkeit und Juckreiz sowie Abgeschlagenheit und Müdigkeit. Lebensbedrohlich wird dieser Zustand, wenn die Einschränkung ein Ausmaß erreicht, wo die Aufrechterhaltung eines sensiblen Gleichgewichts von Säuren und Basen in unserem Körper nicht mehr gewährleistet wird. Der pH-Wert des Blutes entgleist ins „saure“. Als Folge steigt das Kalium an. Es drohen schwere Herzrhythmusstörungen mit Herzkreislaufversagen.

Nun gibt es im Alb-Donau Klinikum am Standort Blaubeuren ein neues Verfahren, von dem intensivmedizinische Patienten mit Nierenproblemen profitieren. „Das neue Verfahren nennt sich Hämofiltration. Es reinigt das Blut mit dem gleichen Effekt wie bei herkömmlichen Dialyseverfahren, benötigt hierfür aber bei niedrigeren Flüssen eine längere Zeit. Dadurch ist das Verfahren deutlich kreislaufschonender und kann auch bei Intensivpatienten mit Kreislaufproblemen eingesetzt werden“ erläutert Dr. med. Markus Winter, Chefarzt der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin und organisatorischer Leiter der Blaubeurer Intensivstation.

Von der Hämofiltration profitieren z.B. Patienten mit einer Sepsis (Blutvergiftung) in Folge einer Infektion. Kommt es bei diesen Patienten zu einem Multiorganversagen, zeigt häufig eine eingeschränkte Nierenfunktion schon früh an, dass eine Sepsis vorliegen könnte. Neben kreislaufstabilisierenden Medikamenten bekommen diese Patienten im Falle eines Lungenversagens eine künstliche Beatmung.

Eine weitere Patientengruppe, an welche sich diese Therapieform richtet, sind Patienten mit chronischer Nierenerkrankung, die z. B. auf Grund einer Infektion ein akutes Nierenversagen erleiden. Das können z. B. Diabetiker sein, die unter einem Harnwegsinfekt oder einer Lungenentzündung leiden und deren schon zuvor bestehende eingeschränkte Nierenfunktion plötzlich in einem kompletten Nierenversagen gipfelt.

Dr. med. Paul Hartveg

„Auch Patienten, die im Endstadium ihrer Nierenerkrankung dauerhaft dialysepflichtig sind, können von dem neuen Verfahren profitieren. Soll bei diesen Patienten eine Operation vorgenommen werden, bei der auf Grund des Wundgebiets eine zur Hämodialyse erforderliche Blut­verdünnung mit Heparin nicht möglich ist oder riskant erscheint, so kann dieser Patient nach der Operation auf der Intensivstation an das Hämofiltrationsgerät angeschlossen werden. Die erforderliche Blutver­dünnung geschieht hier über ein auf die Maschine beschränktes Verfahren, bei welchem dem Blut außerhalb des Körpers eine Citratlösung zugegeben wird“ betont Dr. med. Paul Hartveg, Leiter der internistischen Intensivmedizin im Alb-Donau Klinikum Blaubeuren.

Das durch Citrat verdünnte Blut durchläuft ein Schlauchsystem mit Pumpen, Druckmesseinheiten und das Herzstück der Maschine: den „Filter“. Durch eine gegenläufige Zirkulation zweier Kreisläufe bestehend aus Blutkreislauf und Dialysatkreislauf wird über die Filtermembran das Blut durch einen gezielten Stoffaustausch feinporiger Kapillaren von Giftstoffen gereinigt. Bevor das Blut wieder in den Körper zurückgeführt wird, erfolgt eine Wiederherstellung der natürlichen Gerinnbarkeit des Blutes durch eine definierte Kalziumgabe.

„Durch das Verfahren der Hämofiltration können wir in Blaubeuren künftig Patienten mit Nierenproblemen noch häufiger vor Ort behandeln. Für sie eröffnen sich neue Möglichkeiten, die in vielen Fällen dafür sorgen werden, dass sie in unserer Klinik operiert oder auf andere Art behandelt werden können“ so Dr. Winter.