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Die digitale Welt erobert den OP - Roboterassistierte Knieprothesen sorgen für bessere Ergebnisse bei der Kniearthrose

Bericht vom Gesundheitsforum Ehingen am 12. Februar 2020

Kramer ging zunächst auf die Entstehung der Arthrose ein. Eine der wichtigsten Botschaften des Abends richtete er schon zu Beginn des Vortrags an seine Zuhörer: „Die Therapie der Kniearthrose richtet sich immer nach dem Schadensbild. Solange der Knorpelschaden nur oberflächlich ist, behandeln wir rein konservativ. Gehen die Schäden tiefer, kommen gelenkerhaltende Operationen zum Einsatz. Und nur im Endstadium – wenn sich Metall nicht mehr vermeiden lässt – reden wir über eine Endoprothese.“ Kramer machte in diesem Zusammenhang auch deutlich, dass deshalb der Wahl der Klinik eine wichtige Rolle zukommt. Denn wo gelenkerhaltende Operationen nicht in ihrer vollen Bandbreite angeboten werden, bleibe nach einer erfolglosen konservativen Behandlung nur noch das Einsetzen der Prothese.
Bei den konservativen Behandlungsmethoden hob Kramer insbesondere gelenkschonenden Sportarten wie Nordic Walking, Radfahren oder Schwimmen sowie die Reduktion eines möglichen Übergewichts hervor. „Das ist mein Geheimtipp für Sie: 1 kg Körpergewicht entspricht 3 kg Mehrbelastung für Ihr Knie. Wenn Sie also den Orthopäden möglichst lange nicht sehen wollen, sollten Sie versuchen, Ihr Gewicht zu reduzieren“ so Kramer. Aber auch Hilfsmittel wie Einlagen und Orthesen, Physiotherapie oder Spritzenbehandlungen sorgen im Anfangsstadium für Linderung.
Bei den gelenkerhaltenden Operationen ging Kramer auf die Mikro- bzw. Nanofrakturierung, die Knorpelzelltransplantation und die Korrektur der Beinachsen ein. „An letztere denken Patienten eher nicht, dabei bringt gerade das Langzeiterfolge. Denn bei korrekten Beinachsen wird eine einseitige Belastung des Gelenks vermieden und eine mögliche Prothese wird weiter in die Zukunft verschoben.“
Ist es dann doch soweit und der Patient ist so sehr eingeschränkt, dass er seinen Alltag nicht mehr so bewältigen kann, dass es ihm Freude bereitet, dann kann er heute darauf vertrauen, in Ehingen die neueste verfügbare Technik zu erhalten.
„OP-Roboter sind nicht neu, aber der Mako ist der einzige Roboter, der bislang nachweisen konnte, dass er einen realen Vorteil für den Patienten bringt. Deshalb hat sich unser Haus als erstes in Baden-Württemberg für die Anschaffung dieses Roboterarmsystems entschieden.“ Kramer machte deutlich, dass das System seit 2006 weltweit eingesetzt wird und mit 130 Studien und 300.000 Operationen gut untersucht und etabliert ist.
Der Vorteil des Systems liege in einer besseren Planung und genaueren Umsetzung im OP. Aus einer CT Aufnahme errechnet das System ein 3D Modell, in das die Prothese mit Größe, Sitz und Einbauwinkel eingeplant wird. Im OP wird diese Planung vom Operateur noch einmal überprüft und angepasst. Auch die Bandspannung lasse sich mit Hilfe des Systems genau prüfen. „Der zentrale Vorteil ist dann, dass wir nach dem Sägen genau das bekommen, was vorher geplant wurde. In dieser Präzision war das vorher kaum möglich. Der Roboter setzt dem Operateur Grenzen, die sicherstellen, dass er genau da sägt, wo er das in der Planung vorhatte. Dadurch werden Weichteile geschont und eine Präzision von 0,5 mm bzw. 1 Grad erreicht. Mit der konventionellen Methode liege man bei etwa 2 mm, so Kramer.
Die Vorteile für Patienten zeigten sich bei den ersten rund 30 Mako Operationen bereits deutlich. Der Schmerzmittelverbrauch ist spürbar geringer, die Patienten erreichen schneller die 90 Grad Beugung und geforderte Streckung und sind schneller wieder fit. Auch auf lange Zeit betrachtet haben Patienten internationalen Studien zufolge bessere Ergebnisse und in der Folge auch eine höhere Patientenzufriedenheit.
Wichtig war Kramer in seinen Ausführungen aber vor allem eins: „Der Roboter ist für uns ein wichtiges Werkzeug, dass es uns erlaubt, noch präziser zu operieren und ein besseres Ergebnis für unsere Patienten zu erreichen. Aber der Operateur behält jederzeit die Kontrolle. Ohne meinen Finger fängt die Säge nicht an zu sägen und wenn ich den Abzug wieder loslasse, hört sie auch sofort auf. Dennoch bietet sie uns eine Art Spurhalteassistent – wir bekommen eine optische und haptische Rückmeldung beim Sägen. Das ist ausgesprochen wertvoll, denn das Ende des Knochens kann man nicht immer spüren.“ Selbst wenn sich der Patient bewege, führe der Roboter die Säge nach und werde die Bewegung zu stark, stoppe er den Sägevorgang automatisch.
Der erfahrene Kniechirurg und das roboterarmassistierte Mako System – diese Kombination sorgt für noch mehr Patientensicherheit. Davon ist der Referent überzeugt. Vier Chirurgen bieten die OP in Ehingen an. Patienten mit Interesse an einer Mako OP können sich über die speziell dafür eingerichtete Nummer 07391/586-5550 informieren.
Nach dem Vortrag nutzten noch zahlreiche Besucher die Möglichkeit, Fragen an Prof. Kramer zu stellen. Er ging dabei auch darauf ein, dass 98-99% der Kniegelenksersatzoperationen in Ehingen mit dem Mako gemacht werden. „Das ist keine Frage des Alters, sondern höchstens von ganz speziellen Fallkonstellationen, die z.B. Spezialprothesen erfordern oder das Planungs-CT verhindern. Alles andere machen wir mit dem Mako, weil wir einfach von den Ergebnissen überzeugt sind.“