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Gesundheitsforum Blaubeuren am 20. März 2013

Knochen-trocken, Wirbelfakturen bei Osteoporose

Was früher als unheilbar galt, ist für betroffene Patienten heute längst kein Schicksal mehr. Zu Ursachen, Diagnostik und vor allem zu neuen, schonenden Behandlungsmaßnahmen bei Wirbelfrakturen infolge einer Osteoporose referierte am 20. März der Chefarzt der Chirurgischen Fachabteilung Orthopädie/ Unfallchirurgie am Kreiskrankenhaus Blaubeuren, Dr. med. Frank Wirtz.

Schätzungsweise 8 Millionen Menschen sind allein in Deutschland von Osteoporose betroffen, von den über 50-Jährigen leidet schon ein Viertel an der Knochenkrankheit. Auch wenn es vorwiegend Frauen und ältere Menschen trifft, die Osteoporose ist längst keine Frauenkrankheit mehr. Zu den Volkskrankheiten zählend und mit enormen Kosten für die Gesellschaft verbunden, fristet sie dennoch ein Schattendasein, wird oft erst spät erkannt und steigert das Risiko einer Fraktur für die Betroffenen enorm.

Alte Knochen?
So stark wie sie scheinen, sind sie längst nicht. Menschliche Knochen bestehen aus gut durchblutetem, lebendem Gewebe. Und erneuern sich ein Leben lang. Altes Knochengewebe wird durch neues ersetzt, auch bei einem Bruch im hohen Alter wird grundsätzlich neue Knochensubstanz gebildet, und eine Bruchheilung ist zu erwarten. Sind die Knochen durch Demineralisierung jedoch geschwächt und das empfindliche Gleichgewicht ist gestört, sinkt die Festigkeit und die Gefahr einer Knochenfraktur steigt.

Diagnose Osteoporose
Fast immer schleichend entwickelt sich der so genannte Knochenschwund und äußert sich vor allem jenseits der Menopause bei Frauen in einer Abnahme der Körpergröße und einer Rückenverkrümmung. Mitunter treten auch Rückenschmerzen auf. Doch häufig erfolgt die Diagnose erst nach einem “typischen“ Bruch von Oberschenkel, Handgelenk oder Becken. Wirbelkörperfrakturen werden oftmals erst spät erkannt und führen – unbehandelt – eben zur mitunter auch schmerzhaften Haltungs-veränderung. Röntgenaufnahmen in Verbindung mit einer Knochendichtemessung erlauben eine gesicherte Diagnose, eine Kernspintomographie gibt Rückschluss auf den Zeitpunkt der Fraktur.

Risikofaktoren
Generell ältere Menschen, und vor allem das weibliche Geschlecht, ein ungesunder Lebensstil, zu wenig Bewegung sowie Missbrauch von Alkohol und Nikotin haben unumstritten einen negativen Einfluss auf die Knochendichte. Auch eine genetische Veranlagung ist nachweisbar. Weiterhin bewirkt die Langzeiteinnahme einiger Medikamente (z.B. Cortison, Zytostatika zur Krebsbehandlung, Heparine als Thromboseprophylaxe, Marcumar bei Rhythmusstörungen oder Lithium bei Depressionen) eine Abnahme der Knochendichte. 
Schon in jungen Jahren lässt sich einer Osteoporose wirksam vorbeugen; mit kalzium- und vitaminreicher Ernährung und viel Bewegung an der frischen Luft. Jenseits der Menopause sollten Frauen ihr mögliches Risiko abklären, um späteren Sturzgefahren durch eine verminderte Knochendichte entgegenzuwirken. Frühzeitig genommen, können Medikamente helfen, die Knochen zu festigen und vor späteren Brüchen zu schützen.

Nach dem Knochenbruch
Eine konventionelle Therapie mittels Stabilisierung der Knochen durch Schrauben, Platten und Stangen hat den Nachteil, dass Patienten nach der Operation oftmals bettlägerig sind, mitunter entwickelt sich auch eine Pflegebedürftigkeit. 
Bei osteoporosebedingten Wirbelbrüchen profitieren die Patienten seit wenigen Jahren von der Ballon-Kyphoplastie. Bei diesem risikoarmen, minimal-invasiven Eingriff wird der Wirbel mittels Ballonkatheter wieder aufgerichtet und mit Knochenzement stabilisiert. Dieses schonende Verfahren erlaubt die Belastung bereits kurz nach der Operation, eine weitgehende Schmerzfreiheit unterstützt die gezielte Mobilisierung, und die Patienten profitieren von einer wieder erlangten neuen Lebensqualität. Bei komplizierten Wirbelbrüchen muss allerdings zusätzlich mittels Schrauben und Stangen eine Stabilisierung erfolgen.

„Die Behandlung der Osteoporose ist ein langer und teurer Weg“, so Dr. Wirtz, allerdings sei durch die rasante Entwicklung in der Forschung mit weiteren Therapiealternativen, vor allem bei den Medikamenten, zu rechnen.