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Gesundheitsforum Ehingen am 09. Oktober 2013

Schlaganfall - ist danach alles anders? Ursachen, Diagnostik, Therapie und Prävention des Schlaganfalls

Diese Zahlen und die Tatsache, dass der Schlaganfall weit vorne in der Statistik der Todesursachen steht, machen ihn zu einem Thema von großem Interesse. Das zeigte auch der Besucherandrang beim Gesundheitsforum am vergangenen Mittwoch im Hopfenhaus Restaurant des Gesundheitszentrum Ehingen. Im gut besetzten Zuhörerraum referierte Dr. med. Michael Jamour, Chefarzt der Geriatrischen Rehabilitationsklinik Ehingen, über Ursachen, Symptome und Therapiemaßnahmen.
Die Bedeutung, die einem Schlaganfall beigemessen wird, liegt sicherlich auch daran, dass er in unserem Gehirn passiert - der Schaltzentrale unseres Körpers, von wo aus wichtige Funktionen unseres Körpers gesteuert werden. Gerade hier können Störungen, je nach Schweregrad, weitreichende Folgen haben.
Unser Gehirn benötigt „Nahrung“. Diese wird in Form von Sauerstoff und Zucker über die Blutgefäße zugeführt. Eine akute Durchblutungsstörung (80% der Ursachen für einen Schlaganfall) oder eine Gehirnblutung (20%) sind je nach Ausmaß und zeitlichem Verlauf Ursache für mehr oder weniger schwere Schlaganfälle.
Bei einer so genannten transitorischen ischämischen Attacke (TIA) wird die Durchblutung des Gehirns für einen kurzen Zeitraum gestört. Neurologische Ausfallerscheinungen treten auf. Diese sind jedoch in der Regel von begrenzter Dauer und können binnen kürzester Zeit vollständig abklingen, so dass ein betroffener oftmals nicht realisiert, dass er gerade einen Schlaganfall erlitten hat. Beim kompletten Insult (Stroke) kommt es infolge der Durchblutungsstörung zu Ausfällen, die entweder gar nicht oder nur zu einem geringen Teil wieder hergestellt werden können. Ist eine langsame aber stetige Zunahme neurologischer Defizite zu beobachten, sprechen wir von einem progredienten Insult.
Ursachen für Mangeldurchblutung kann etwa eine Herzrhythmus-störung in Verbindung mit Vorhofflimmern sein. Durch die gestörte Herzaktion bilden sich im Laufe der Zeit Thromben, die durch den Körper in das Gehirn gelangen und dort – je nach Größe – kleine oder große Blutgefäße verschließen. Solche Verschlüsse gibt es auch, wenn sich in verkalkten Arterien Bruchstücke von der Gefäßwand ablösen, die in die Blutbahnen gelangen und im Hirn stecken bleiben.
Die Symptome des Schlaganfalls sind ganz unterschiedlich. Sie hängen davon ab, welche der drei Hauptarterien des Gehirns betroffen ist. Bei Verschlüssen im vorderen Bereich des Hirns kommt es hauptsächlich zu Lähmungen in den Beinen, im mittleren Areal zu Sprachstörungen und im hinteren Bereich zu Sehstörungen. Bei Schlaganfällen in der rechten Gehirnhälfte treten die möglichen Folgeschäden in der linken Körperhälfte auf und umgekehrt.
Vorübergehende Ausfallerscheinungen können erste Alarmzeichen sein und müssen unbedingt ernst genommen werden. Im Akutfall ist sofort der Notarzt zu benachrichtigen, um eine schnellstmögliche Behandlung zu bekommen. In vielen Städten gibt es heute bereits eine so genannte Stroke-Unit. Dort kann innerhalb eines kurzen Zeitfensters (maximal 4,5 Stunden nach Symptombeginn) eine Akuttherapie (Lyse) durchgeführt werden, bei der ein Blutgerinnsel „aufgelöst“ wird. Gelingt dies, können Folgeschäden häufig vermieden oder aber deutlich minimiert werden.
Geeignete Medikamente zur Verhinderung einer Blutgerinnselbildung bei Arteriosklerose sind die sogenannten Plättchenhemmer. Ist das Herz der Ursprungsort von Blutgerinnseln (z.B. bei Vorhofflimmern), kommt Marcumar oder die Gruppe der neuen oralen Antikoagulantien (NOAK) zum Einsatz.
Sind nach einem Schlaganfall Schädigungen bzw. Behinderungen zurückgeblieben, sind diese nicht nur körperlicher, sondern gelegentlich auch kognitiver und psychischer Natur. In all diesen Fällen ist dann nach dem Krankenhausaufenthalt eine nahtlose Anschlussheilbehandlung anzuschließen, um durch ein multiprofessionelles Behandlungsteam aus spezialisierten Pflegekräften, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Psychologen und Reha-Mediziner eine bestmögliche Wiederherstellung aller Körperfunktionen und eine Wiedererlangung der Alltagskompetenz und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu erzielen. Um den erzielten Reha-Fortschritt zu stabilisieren und weiter auszubauen, ist in der Regel eine ambulante Weiterbehandlung sinnvoll und von nachgewiesenem Erfolg.
Um dem Schlaganfall vorzubeugen, sollten regelmäßig Blutdruck-kontrollen durchgeführt und verordnete Medikamente konsequent eingenommen werden. Alleine mit einem gut eingestellten Blutdruck kann das Schlaganfallrisiko drastisch gesenkt werden. Eine gesunde Lebensführung ohne Nikotin, mit wenig Alkohol, fettarmer Ernährung und ausreichend Bewegung ist ebenfalls von großer Bedeutung.
Im Anschluss an seinen Vortrag beantwortete Dr. Jamour gerne die zahlreichen, interessierten Fragen.