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Gesundheitsforum Ehingen am 13. November 2013

Gute Hand - schlechte Hand: Was kann die Hand, und was muss die moderne Handchirurgie leisten?

Im Rahmen des Ehinger Gesundheitsforums am vergangenen Mittwoch referierte Dr. med. Rainer Stefan Minholz, seit Mai 2013 Sektionsleiter Hand- und Plastische Chirurgie am Kreiskrankenhaus Ehingen, über Veränderungen und Einschränkungen der Hand.

„Die menschliche Hand ist ein Geniestreich der Evolution“, so Dr. Minholz. Sie besteht aus 27 Knochen, 36 Gelenken, 39 Muskeln und nimmt 0,5 % des Körpergewichts ein. Ein wenig beachtetes Hochleistungswerkzeug des Menschen – doch nahezu unverzichtbar und bisher durch keine Robotertechnologie zu ersetzen.

Unsere Hand lässt sich mit Hard- und Software vergleichen. „Wissen Sie beispielsweise mit wie viel Kilogramm Ihre ausgestreckten Finger belastbar sind?“, fragte der Referent in die Runde. Da wären wir bei der Hardware: Ausgestreckt halten die Finger – je nach Person – einer Belastung von von ca. 57 - 100 kg stand. 
Andererseits, quasi als Software, ist die Hand ein wichtiges Sinnesorgan. Sie fühlt, streichelt, ertastet, heilt… Pro cm² befinden sich auf ihr mehrere Schmerz-, Tast-, Druck- und Temperatursensoren, außerdem auch bis zu 400 Schweißdrüsen.

Eine weitere, unverzichtbare Funktion unserer Hand liegt in der Feinmotorik – der Fähigkeit zu kleinräumigen, gezielten und besonders abgestimmten Bewegungen der Hände und Finger, kombiniert mit der optischen Wahrnehmung. Was wir, ohne nachzudenken, feinmotorisch leisten, ist ein äußerst komplexer Vorgang, der durch die Vernetzung von motorischer Steuerung, Sinnesempfindung und optischen Eindrücken im Gehirn in Gang gesetzt wird.

Umso schlimmer, wenn sie nicht mehr richtig funktioniert – die Hand. 
Eine schmerzfreie Beweglichkeit der Hände ist uns im Alltag gerne selbstverständlich. Erst dann, wenn Einschränkungen auftreten, wird uns bewusst, wie wichtig die ungestörte Funktion ist. Beweglichkeitsstörungen können sehr viele Ursachen haben. Verletzungen von Gefäßen, Nerven oder Knochen, Arthrose, oder aber Erkrankungen wie Gefühls- und Funktionsstörungen. Markant ist, dass die Erkrankungen 2 – 3 Mal häufiger auftreten als Verletzungen.

Dr. Minholz gab einen Überblick über das weitreichende ambulante und stationäre, therapeutische Spektrum der Handchirurgie. Dazu zählt neben der konservativen Therapie vor allem die operative, rekonstruktive handchirurgische Versorgung unter Einsatz spezieller und hochentwickelter Mikroinstrumente. So kann zum Beispiel bei der Rhizarthrose das erkrankte Gewebe entfernt und an dieser Stelle eine Sehnenplastik eingebracht werden, können eingeengte Nerven wieder befreit, schmerzende Gelenke bei Verschleißerkrankungen teilweise oder ganz versteift oder aber durch Kunstgelenke ersetzt werden.
Aber auch die Diagnostik und Therapie rheumatisch bedingter Veränderungen, erworbener spezieller Erkrankungen, von Schmerzen der Hand bis zum Ellenbogen, von Lähmungen, Infektionen aller Art sowie von angeborenen Fehlbildungen und Fehlstellungen sind weitere wesentliche Bestandteile des breiten handchirurgischen Behandlungsportfolio.

Anhand aussagekräftiger Beispiele und Bilder verdeutlichte Dr. Minholz sehr anschaulich die Möglichkeiten der Handchirurgie, die Funktion der Hand wieder vollständig oder in großen Teilen herzustellen und außerdem die Schmerzen des Patienten zu beheben, mindestens jedoch zu lindern. 
 
Gerne beantwortete der Experte am Ende des Vortrags die Fragen der zahlreichen Zuhörer und gab diesen mit auf den Weg, dass Veränderungen an der Hand zwar oft schmerzhaft, in vielen Fällen aber heilbar sind.