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Bericht vom Gesundheitsforum Ehingen am 9. Juli 2014

Von der Teufelskralle zum Kunstgelenk

Peter Schneider, Sektionsleiter Endoprothetik der Klinik für Unfallchirurgie/Orthopädie, Hand- Plastische und Viszeralchirurgie des Kreiskrankenhauses Ehingen sprach beim bis auf den letzten Platz belegten Gesundheitsforum am 9. Juli von einem „sanften Einstieg“, wenn arthrotisch veränderte Gelenke zu schmerzen beginnen.

Knochen, die aufeinander reiben, weil der Knorpel dazwischen fehlt, werden auf Dauer geschädigt. Mit zunehmender Schädigung wächst nicht nur der Schmerz, sondern auch die Wahrscheinlichkeit eines größeren Eingriffs.

Es gibt viele Wege, eine arthrotisch veränderte und schmerzende Hüfte oder ein Kniegelenk zu entlasten, ehe man sich für eine Operation und für ein künstliches Gelenk entscheiden muss. Einige Einflussfaktoren kann man nämlich selbst steuern. Dazu zählen der Schutz der Gelenke vor Kälte und Nässe, das Vermeiden von Überbeanspruchung und belastenden Bewegungen, das Reduzieren von Körpergewicht. Warum  nicht mal ein Wärmekissen, einen Wickel oder eine trittdämmende Einlage ausprobieren - das entspannt und lindert. Und warum sich nicht auch mal auf eine Gehhilfe verlassen, wenn die Schmerzen nicht aufhören wollen? Wer spürt, dass die Beschwerden nachlassen, wird diese Hilfsmittel sicher dankbar annehmen.

Natürlich sollte man bei einer Hüft- oder Kniearthrose keine Sprungsportarten betreiben, aber Bewegung ist grundsätzlich nicht kontraproduktiv. Regelmäßig, mit Maß und Ziel verhelfen gelenkschonende Sportarten wie Fahrradfahren, Schwimmen und Aqua Jogging dem Gelenk dazu, neue Gelenkschmiere zu bilden und damit Bewegungseinschränkung und Schmerz zu lindern.
Sollten die Beschwerden dennoch schlimmer werden kann man auch über die krankengymnastische Behandlung – empfehlenswert ist dabei insbesondere das Bewegungsbad - eine Verbesserung erreichen.

Auf dem Medikamentenmarkt gibt es bereits eine Vielzahl von natürlichen und chemischen Präparaten, deren Einnahme dem Betroffenen Linderung seiner Beschwerden verspricht. Wer heilt, hat Recht – und wem mit Teufelskralle, Arnica oder Gelatine geholfen ist, der hat für sich eine gute Wahl getroffen. Weitere Therapieansätze sind Injektionen hyaluronhaltiger Präparate oder aber das Einbringen von Knorpelmaterial auf die beschädigte Stelle – bei kleineren Knorpeldefekten.

Wenn dann wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, die Lebensqualität zunehmend leidet, aussagekräftige Röntgenbilder vorliegen und der klinische Befund für eine künstliche Hüfte spricht, dann ist es ratsam und sinnvoll, mit einem Arzt seines Vertrauens die Möglichkeiten einer Operation zu erörtern. Auch hier gibt es wiederum eine Vielzahl künstlicher Gelenkformen, -typen und -materialien. Die Entscheidung ob konventioneller oder minimal-invasiver Eingriff, Keramik-Keramik, Kunststoff-Keramik oder Metall-Kunststoff und ob zementiert oder unzementiert, muss ganz individuell und mit Rücksicht auf die körperlichen Bedingungen des Patienten getroffen werden.

Auf was die Patienten sich einstellen müssen? Nach einer ca. 1-stündigen Operation ist meist alles gelaufen, das künstliche Gelenk ist sofort belastbar und es kann direkt postoperativ mit der Krankengymnastik begonnen werden. Nach 8 - 10 Tagen stationärem Aufenthalt können sie dann ambulante oder stationäre Rehabilitation in Anspruch nehmen. Ein bisschen Geduld ist schon nötig, bis alles wieder läuft wie geschmiert – eine Schmerzlinderung ist aber in jedem Fall schnell erreicht.

Bei einer angepassten Lebensweise, die Bewegung voraussetzt, aber alle Arten von Überbeanspruchung ausschließt, kann ein künstliches Gelenk zwischen 15 und 20 Jahren beschwerdefrei funktionieren. Und auch dann muss nicht zwangsläufig mit einer neuen großen Operation gerechnet werden. Es kann durchaus genügen, bei so genannten Wechseloperationen den beanspruchten Teil des künstlichen Gelenks zu erneuern.