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Bericht vom Gesundheitsforum Blaubeuren am 15. Oktober 2014

Schlaganfall - Ist danach alles anders? Ursachen, Diagnostik, Therapie und Prävention des Schlaganfalls

Wenn also der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht - Deutschlandweit sind etwa 250.000 Menschen betroffen, mehr als die Hälfte davon sind älter als 60 Jahre - sollte nicht gezögert und sofort die Nummer des Rettungsdienstes gewählt werden. Ein Schlaganfall, der oftmals im „Ländle“ als „Schlägle“ verniedlicht wird, kann tödlich sein und somit zählt jede Minute!

Ein Schlaganfall wird dann diagnostiziert, wenn eine anhaltende Störung der Gehirnfunktion (länger als 24 Stunden) aufgrund einer Fehlver­sorgung eines Gehirnteils mit Blut vorliegt. Was aber genau passiert dabei? Einige Zellen bestimmter Gehirnbereiche erhalten nicht mehr ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe. Die Folge der Mangel­durchblutung: Zellen drohen abzusterben. Das ist der Punkt, an dem viele Patienten Symptome wie hängende Mundwinkel, Sprach- und Sprechstörungen, halbseitige Lähmungs- und Taubheitserscheinungen aufweisen, plötzlich auftretende Sehstörungen haben oder über starken Schwindel klagen. Alles Zeichen dafür, dass schnellstmöglich der Rettungsdienst zu alarmieren ist. Eine professionelle Versorgung in einem Krankenhaus in einer sogenannten „Stroke Unit“ – eine spezielle Schlaganfallstation - ist unumgänglich. Die Erstversorgung übernimmt der Notarzt vor Ort, in der Klinik erfolgen anschließend weitere Tests und Untersuchungen (CT/MRT, Ultraschall der Halsgefäße, usw.). Je nach Diagnose wird dann die Therapie eingeleitet. Ziel ist es immer, die Durchblutung des betroffenen Gehirnbereichs so schnell als möglich wiederherzustellen. Zum Einsatz kommt häufig ein das Blutgerinnsel auflösende Mittel, die sogenannte „Lyse“. Allerdings ist das Zeitfenster für eine möglichst erfolgreiche Therapie sehr eng. Um möglichst viele Folgeschäden zu minimieren, muss ein Schlaganfallpatient innerhalb von drei bis vier Stunden nach Auftreten der ersten Symptome behandelt werden.

Für eine Durchblutungsstörung gibt es grundsätzlich zwei Ursachen: In den meisten Fällen sind es verstopfte Blutgefäße, hervorgerufen beispielsweise durch ein verschlepptes Blutgerinnsel (Embolie) oder durch die Arteriosklerose (Gefäßverkalkung). Mediziner sprechen dann über einen „ischämischen Schlaganfall“. Eine Verkalkung der Gefäße kann alle Bereiche im Körper betreffen – selbst die Gefäße, die zum Gehirn führen oder im Gehirn liegen. Eine Embolie entsteht dagegen häufig im linken Vorhof des Herzen, wenn der Blutfluss beispielsweise durch Herzrhythmusstörungen gestört ist. Weniger häufig aber dennoch bekannt, ist der „hämorrhagische Schlaganfall“ – landläufig bekannt als „Hirnblutung“ – ein defektes Gefäß blutet ins Hirngewebe ein.

Was sind die Risikofaktoren für einen Schlaganfall? Häufige Ursache ist die Veranlagung, ein hoher Cholesterinspiegel und Bluthochdruck. Aber auch Diabetes kann einen Schlaganfall begünstigen. Betroffene sollten deshalb aktiv gegensteuern und durch einen gesunden Lebensstil (ausgewogene Ernährung und Bewegung) sowie eine individuelle Behandlung bei Diabetes und hohem Blutdruck das Risiko senken. Besonders gefährdet sind Personen, die mehrere Risikofaktoren aufweisen.

Mit der akuten Behandlung eines Schlaganfalls in der Stroke Unit allein ist es nicht getan. Um weiteren Schlaganfällen vorzubeugen, werden die bestehenden Risikofaktoren des Patienten analysiert und gegebenen-falls entsprechende medikamentöse Maßnahmen festgelegt.

Wichtig ist es aber vor allem, die Patienten wieder fit für den Alltag zu machen. Unterstützend dabei ist die rehabilitative Maßnahme. Auch hier ist entscheidend für den Erfolg: ein frühzeitiger Beginn von individuell verordneten Maßnahmen. Ein Reha-Programm ist oftmals eine Kombination aus unterschiedlichen Anwendungen. Ziel ist es jedoch immer, alte Fähigkeiten wieder zu erlernen. Hierbei müssen gesunde Hirnzellen die Funktion des geschädigten Hirngewebes übernehmen. Genau das trainieren verschiedene Therapeuten (Ergo- und Physio­therapeuten sowie Logopäden) gezielt mit Motorik-, Gleichgewichts-, Koordinations- und Beweglichkeits-, Sprech-, Sprach- und/oder Schluck­übungen. Patienten werden unterstützt, verkümmerte Muskeln zu trainieren und Fähigkeiten zu erlernen, um sich im späteren Alltag wieder alleine zurecht zu finden – im besten Fall ohne bleibende Einschränkungen.

Im Anschluss an ihren Vortrag beantworteten beide Mediziner noch die zahlreichen Fragen.