News

Bericht vom Gesundheitsforum Langenau am 28. Mai 2014

Operation geplant?! – Keine Angst vor Schmerzen

Doch Prof. Dr. med. Uwe Senftleben, Chefarzt der Fachabteilung Anästhesie im Kreiskrankenhaus Langenau, machte in seinem Vortrag im Rahmen des Gesundheitsforums deutlich, dass es mittlerweile durchaus möglich ist, dem Patienten einen Großteil seiner operationsbedingten Schmerzen zu ersparen.

Es ist bekannt, dass jeder Mensch ein individuelles Schmerzempfinden hat – aber warum ist das so? Prof. Dr. Senftleben ging zunächst auf die Definition und die Wahrnehmung von Schmerzen ein. Der Schmerz wird von der betroffenen Körperstelle über das Rückenmark ins Gehirn weitergeleitet. Erst dort wird er verarbeitet, emotional bewertet und von uns als Schmerz wahrgenommen. Die unterschiedliche Wahrnehmung ist eng mit unseren Erfahrungen und Emotionen verbunden. „Schmerz ist das, was der Patient als Schmerz empfindet“, unterstrich Prof. Dr. Senft-leben die Individualität des Schmerzempfindens.

Der akute Schmerz ist eine Schutzfunktion unseres Körpers, er leitet dem Gehirn ein Warnsignal weiter. Die Art des Schmerzes und der Ort, an dem er auftritt, geben uns Aufschluss über die Schmerzursache.

Unser Körper ist aufgeteilt in verschiedene Nervenversorgungsbereiche, d.h. der Region zugeordnet erfolgt die Schmerzerfassung. Dieses Wissen kann man sich auch bei der Schmerzausschaltung zu Nutze machen, indem man Schmerzen gezielt z.B. während einer Operation, mit regional einsetzbaren Anästhesieverfahren ausschaltet. Dabei gibt es rückenmarksnahe Verfahren wie die Peridual- und die Spinalanästhesie. Hierbei wird ein lokal wirksames Betäubungsmittel bei der Spinalanästhesie in den mit Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor) gefüllten Raum der Lendenwirbelsäule; bzw. bei der Periduralanästhesie (PDA) in den Raum vor der harten Rückenmarkshaut im Bereich der Brustwirbelsäule (thorakale PDA) oder der Lendenwirbelsäule (lumbale PDA) eingespritzt.

Über einen Katheter kann auch nach der Operation gezielt ein Schmerzmittel bolusweise oder kontinuierlich abgegeben werden. Der Patient kann außerdem so erheblich schneller mobilisiert werden. Das Risiko von Komplikationen während der Operation bzw. im Verlauf (z.B. Herzinfarkt, Lungenembolie oder Thrombosen etc.) kann wesentlich verringert werden.

Wichtige Verfahren zur Schmerzunterbindung an den oberen und unteren Extremitäten sind periphere Nervenblockaden. Hier werden gezielt einzelne Nerven mit einem lokal wirksamen Betäubungsmittel betäubt. Nach Katheteranlage werden periphere Nervenblockaden auch oft zur postoperativen Schmerztherapie eingesetzt.

Aufgrund der unterschiedlichen Schmerzempfindung ist es erforderlich, für jeden Patienten ein individuell ausgearbeitetes therapeutisches Konzept aus Anästhesieverfahren und anschließender Schmerztherapie zusammenzustellen. Dies gilt auch für chronische Schmerzpatienten.

Um eine Schmerztherapie erfolgreich durchzuführen, müssen diverse Kriterien berücksichtigt werden. Zunächst muss der Schmerz erkannt werden: Dazu ist es wichtig, dass der behandelnde, schmerztherapeutisch tätige Arzt den Patienten täglich visitiert und die Entwicklung der Schmerzen unter Behandlung evaluiert. Weiter muss die Schmerzstärke erfasst werden, denn: Schmerz ist „subjektiv messbar“. Mithilfe einer Skala zur Schmerzbewertung durch den Patienten kann der Schmerz in seiner Stärke besser erfasst und wie Fieber- oder Blutdruckmessen dokumentiert werden. Ziel der Schmerztherapie ist es, die Erfassung und Dokumentation des Schmerzes zu einer festen Größe zu machen.

Es ist bewiesen, dass durch moderne Schmerztherapie perioperative Komplikationen seltener auftreten, Schmerzen teilweise bis zur Schmerzfreiheit reduziert werden und der Genesungsprozess verkürzt wird. Dies nutzt dem Patienten und ermöglicht durch die geringeren Komplikationsraten einen kürzeren Aufenthalt im Krankenhaus.