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Mit 180.000 Umdrehungen gegen den Kalk

Erste Patienten mit der Rotablation im Herzkranzgefäß in der Ehinger Klinik behandelt

Der erste Patient, der sich dieser Behandlung in Ehingen unterzog, war der 70-jährige Josef Ummenhofer. Die letzten Monate war bei ihm eine starke Leistungsminderung aufgefallen, verbunden mit einer extremen Luftknappheit und Wassersucht. Sein Hausarzt hatte sofort den richtigen Riecher und hat ihn nach Ehingen zur Herzkatheteruntersuchung geschickt.

Ummenhofer war am 1. April einer der ersten Patienten des neuen Chefarztes im Herzkatheter Labor der Ehinger Klinik. Dr. Markovic untersuchte Ummenhofers Herzkranzgefäße und konnte gleich zwei von ihnen durch die Aufdehnung mit einem Ballon behandeln und anschließend mit einem Stent versorgen. Das dritte, ebenfalls betroffene Herzkranzgefäß ließ Herr Dr. Markovic für einen späteren Eingriff bewusst übrig – das Gefäß war durch sehr starke Kalkablagerungen betroffen und versprach, eine komplexe Behandlung zu werden. „Bei komplexen Erkrankungen mehrerer Gefäße ist es manchmal schlauer, die Behandlung „aufzudröseln“ und die Behandlung zu einem späteren Zeitpunkt fortzuführen. Das ist schonender und erträglicher für den Patienten“. Deshalb plante Dr. Markovic den Patienten für einen weiteren Termin für die Rotablation ein.

Bei der Rotablation erfolgt der Zugang wie bei der normalen Herzkatheter Untersuchung über das Handgelenk. Über einen Führungsdraht wird dann ein druckluftbetriebener Mikrobohrer an die Engstelle vorgeschoben. Mit 180.000 Umdrehungen in der Minute fräßt der 1,5 mm große Bohrer die verkalkte Verengung des Herzkranzgefäßes frei. Dabei wird der Kalk an der Engstelle so weit zerkleinert, dass die Bruchteile ohne Hindernis die Gefäße passieren können und vom Körper aufgenommen und abgebaut werden. Das Gefäß wird anschließend wie gewohnt mit einem Ballon aufgedehnt und mit einem Stent stabilisiert.

Mitte Mai fand die erste Rotablation in der Ehinger Alb-Donau Klinik statt. Das rechte Herzkranzgefäß konnte erfolgreich und komplikationsfrei behandelt werden. Dem Patienten ging es direkt nach dem Eingriff gut. Inzwischen wurde ein solcher Eingriff bei einem weiteren Patienten erfolgreich durchgeführt.

„Das ist das Schöne am Fachgebiet der Kardiologie, dass man gerade auch bei den interventionellen Eingriffen sehr schnell sehr viel für den Patienten erreichen kann. Wenn ein Gefäß wiedereröffnet ist, spürt das der Patient oft schon unmittelbar danach. Er hat dann nicht nur eine bessere Prognose, sondern bekommt auch direkt wieder mehr Lebensqualität zurück“ erklärt Dr. Markovic. Er hat diese Eingriffe in Ulm sehr häufig durchgeführt und freut sich nun, diese Weitentwicklung auch an seinem neuen Wirkungsort in Ehingen anbieten zu können. „Sehr stark ausgeprägte verkalkte Verengungen der Herzkranzgefäße stellen für jeden interventionellen Kardiologen eine Herausforderung dar. Ich bin wirklich glücklich, dass wir dieses Verfahren nun auch in der Klinik in Ehingen anbieten können. Natürlich wird es nach wie vor Fälle geben, in denen Patienten etwa doch noch einen Bypass benötigen und deswegen in eine Herzchirurgie verlegt werden müssen. Aber es gibt jetzt eben auch die Möglichkeit einer Rotablation, und damit eine weitere komplexe Behandlungsmöglichkeit für Ehinger Herzpatienten vor Ort, vor allem für jene, bei denen der herzchirurgische Eingriff nicht in Frage kommt.“

Patienten wie Ummenhofer wurden bisher zur weiteren Spezialver­sorgung in eine Klinik der Maximalversorgung verlegt. Das Alb-Donau Klinikum hat mit der Anschaffung des Rotablationsgeräts das Ehinger Herzkatherlabor weiter aufgerüstet und damit dafür gesorgt, dass auch Patienten mit komplexen Erkrankungen der Herzkranzgefäße schnell und sicher direkt vor Ort behandelt werden können.