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111 Tage Chefarzt der Frauenklinik Ehingen

Jacek Goldzinski im Interview

Wie geht es Ihnen?
Vielen Dank es geht mir sehr gut. Ich freue mich sehr, in Ehingen zu sein und arbeiten zu dürfen.
 
Wie war der Start? Sind Sie gut angekommen?
Der Start ist immer mit Stress verbunden, aber ich wurde sehr herzlich aufgenommen und seit dem ersten Tag fühle ich mich hier sehr wohl. In der Frauenklinik, im Krankenhaus, in der Stadt und in der Gegend.
 
Um es etwas genauer zu formulieren: In der Frauenklinik hat mich das Team mehr als nur freundlich aufgenommen, die Kolleginnen und Kollegen, die Hebammen und die Schwestern haben mir den Anfang erleichtert. Dafür noch mal vielen Dank. Im Krankenhaus habe ich das vorgefunden, was man mir in den Vorgesprächen auch dargestellt hatte. Es gab keine negativen Überraschungen. Das ist heutzutage nicht selbstverständlich. Hier geht mein Dank an die Geschäftsführung und Personalabteilung.
 
Aktuell wird ja alles von der Corona Pandemie bestimmt. Wie war es, es so kurz nach Ihrem Start mit einer so großen Herausforderung zu tun bekommen?
Wie gesagt: jeder Anfang ist stressig und mit Vorsicht zu betrachten. Die Pandemie hat uns alle erwischt und seien wir ehrlich: Niemand ist auf sowas vorbereitet. Ich dachte, meine Aufgaben sind vertraglich geklärt. Es kam aber anders, wir mussten neue Konzepte erarbeiten, wie schützen wir die Patientinnen und uns als Behandler. In einer derartigen Situation muss man täglich neu anfangen. Das ist keine einfache Aufgabe, aber wir haben sie bisher gut gemeistert.
 
Wie ist aktuell die Situation mit den Hebammen und Geburten?
Die Geburtshilfe ist der Ort der Freude in einem Krankenhaus. Wenn man es aus der direkten Nähe betrachtet, dürfen wir an einem einzigartigen Phänomen des Lebens teilnehmen. Umso wichtiger ist die Zusammenarbeit des Teams im Kreißsaal. Das Hebammenteam besteht aus erfahrenen Geburtshelferinnen, auf die man sich verlassen kann. Das macht die Arbeit nicht nur einfacher, sondern auch angenehmer. Es ist schon sehr wichtig, wenn man sich zur Hand geht ohne große Diskussionen.
 
Die Frauenklinik ist ja ein babyfreundliches Krankenhaus. Was sind da Ihre Erfahrungen?
Die Idee eines babyfreundlichen Krankenhauses ist eine Lebens- und Arbeitsphilosophie. Ich habe schon vorher in babyfreundlichen Krankenhäusern gearbeitet und kann nur sagen: Wenn es so gelebt wird wie in Ehingen, ist es nahezu perfekt. Die Aufgabe beginnt im Kreißsaal und geht dann weiter auf der Wochenstation. Die Ärzte, die Hebammen und die Schwestern der Wochenstation leben diese Idee Tag für Tag und dann bringt es das Beste für die Kinder, Mütter, Familien und uns alle.
 
Ehingen ist auch Teil eines zertifizierten Brustzentrums. Wie sehen Sie Ehingen hier aufgestellt?
Ein Brustzentrum hat die wichtige Aufgabe, Patientinnen mit Brustkrebs nach dem aktuellen Standard der Medizin zu behandeln. Wir sind hier in Ehingen bestens ausgestattet. Ein Team aus erfahrenen Ärzten und Fachkräften, eine gute technische Ausstattung und ein Netzwerk der Behandler ermöglichen eine umfangreiche Therapie auf dem neuesten Stand. Da die Brustkrebsbehandlung eine komplizierte und individualisierte Therapie ist, ist es unsere Aufgabe, die Patientinnen auf dem Weg zu begleiten. Wir nehmen die Patientinnen an die Hand, führen sie durch das Labyrinth der Behandlung, organisieren Termine, erklären die notwendigen Schritte.
 
Wichtig ist auch, dass kein Patient durch die Pandemie vergessen wird. Wir sind in den letzten Wochen sehr durch die Corona Pandemie geprägt, dürfen aber nicht vergessen, dass es noch andere Krankheiten gibt und diese müssen auch behandelt werden.
 
Gibt es neue Schwerpunkte im Bereich der Gynäkologie? Operatives Spektrum
Die Frauenklinik Ehingen ist breit aufgestellt, was wir jetzt verstärkt anbieten, ist die so genannte minimal invasive Chirurgie (MIC). Man bezeichnet sie auch als Schlüsselloch Chirurgie. Die MIC ist eine inzwischen ausgereifte Methode bei Behandlung von Erkrankungen der Gebärmutter und Eierstöcken, auch Senkungsoperationen können auf diesem Wege durchgeführt werden. Die Vorteile der Methode bei normalem Verläufen sind kleine operative Wunden, weniger Schmerzen nach der Operation, kurze Liegedauer im Krankenhaus und eine schnelle Genesung.
 
Das heißt aber nicht, dass wir nur MIC anbieten werden. Die Devise heißt „die goldene Mitte“, was bedeutet: wir wählen für jede Patientin eine individuelle Therapie, die für die Betroffene im Einzelfall sinnvoll ist.
 
Wo sehen Sie die Frauenklinik Ehingen in 5 Jahren?
Der Traum wäre ein Zentrum für Frauengesundheit mit einer breiten Palette an Therapien und zwar ambulant und stationär. Die Grundlagen dafür haben wir. Das Leben wird es zeigen.
 
Wie gefällt es Ihnen in Ehingen?
Ich bin in einem Städtchen mit 10.000 Einwohnern in Schlesien geboren und habe dort meine Kindheit verbracht. Ich bin kein Großstadtmensch und fühle mich in einer Stadt wie Ehingen sehr gut untergebracht. So kann ich sagen die Stadt passt, die Gegend werde ich noch ausgiebig befahren und bewandern, sobald man das pandemiebedingt wieder besser kann. Aber schon jetzt bin ich von der Landschaft angetan.
 
Was die Menschen angeht, braucht es immer mehr Zeit, um zu urteilen. Eins ist sicher: Der Schwabe handelt mit Bedacht, bleibt in der Regel zurückhaltend und ruhig. Und das verdient den höchsten Respekt. So versuche ich den Menschen zu begegnen, eigentlich ist für Urteile noch viel zu früh, aber eins darf ich sofort sagen: Ich fühle mich hier sehr wohl.
Chefarzt Jacek Goldzinski