Entzündliche Darmerkrankungen
Gesundheitsforum Langenau
04.05.2017
Unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen werden Krankheitsbilder zusammengefasst, die durch schubweise rezidivierend oder kontinuierlich auftretende, entzündliche Veränderungen des Darms gekennzeichnet sind.
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die bekanntesten Vertreter. In beiden Fällen ist die Immunabwehr des Darms gegen Viren und Bakterien nicht mehr intakt. Folgeerkrankungen belasten den Körper zusätzlich. Bei beiden Krankheitsbildern sind die Symptome ähnlich - können jedoch von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein. Die Betroffenen leiden häufig unter starken Bauchschmerzen, schweren, blutigen Durchfällen sowie bei länger anhaltenden Schüben an Gewichtsverlust. Aber auch Beschwerden außerhalb des Magen-Darm-Traktes wie Augenentzündungen, Veränderungen an Gelenken und der Haut können auftreten.
Nach einer ausführlichen Anamnese, Labor- und Ultraschalluntersuchungen gibt eine Endoskopie Aufschluss, welche Bereiche in welchem Grad befallen und geschädigt sind. Weiter kann der untersuchende Arzt genau erkennen, ob es sich um Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa handelt: Morbus Crohn kann den gesamten Magen-Darm-Trakt (vom Mund bis zum After) befallen, bleibt aber häufig auf den letzten Dünndarmabschnitt (Ileum) oder den obersten Bereich des Dickdarms beschränkt. Die Entzündung kann alle Schichten der Darmwand durchdringen.
Die Colitis ulcerosa betrifft dagegen nur den Dick- und Enddarm, entzündet ist nur die Darmschleimhaut.
Derzeit sind beide Erkrankungsformen noch nicht heilbar. Ziel jeglicher Therapieformen ist die Verbesserung der Lebensqualität durch Mildern und wenn möglich Beseitigen der Beschwerden. Hierfür werden hochwirksame entzündungshemmende Medikamente eingesetzt.
Operationen sind bei beiden Erkrankungen die letzte Wahl: Bei Morbus Crohn können darmverschließende Engstellen, Abszesse, Fisteln oder starke Blutungen eine Operation unumgänglich machen. Um Funktionsstörungen zu verhindern, ist es wichtig, möglichst wenig Darm zu entfernen.
Bei der Colitis ulcerosa können beispielsweise ein Darmdurchbruch, starke Blutungen, das nicht Anschlagen der Medikamente oder auch Dickdarmkrebs Gründe für eine operative Maßnahme sein. Typischerweise wird der gesamte Dickdarm entfernt und eine neue Verbindung zwischen Dünndarm und After hergestellt. Da das Darmkrebsrisiko bei beiden Erkrankungen erhöht ist, sind häufigere Kontrollen in Form von Spiegelungen erforderlich.
Der erfahrene Operateur beantwortete diverse Fragen und wies die interessierten Zuhörer auch auf die psychosoziale Dimension dieser unheilbaren Erkrankungen hin: Die Konfrontation mit der Diagnose „Chronisch-entzündliche Darmerkrankung“ ist für die meisten Betroffenen ein schwerwiegender Eingriff in ihr bisheriges Leben. Beim Umgehen mit den Schmerzen, tabuisierten Beschwerden, aber auch Ängsten kann der Austausch mit anderen Betroffenen in z.B. einer Selbsthilfegruppe oder auch eine psychologische Betreuung und Begleitung helfen.