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Diabetes Mellitus oder „Zuckerkrankheit“ – eine bittere Angelegenheit.

​Bericht vom Gesundheitsforum Langenau am 25. Januar 2017

Damals war hauptsächlich die Rede von Diabetes Typ 1. Bei dieser Autoimmunkrankheit stellt der Körper durch die Zerstörung der Bauchspeicheldrüse die Produktion des Hormons Insulin ein. Das Hormon Insulin hat die Aufgabe, den mit der Nahrung aufgenommenen Zucker aus dem Blut in die Zellen zu schleusen, die ihn zur Energiegewinnung benötigen. Durch den Insulinmangel sammelt sich der Zucker im Blut an – der Blutzuckerspiegel steigt. Das kann auf Dauer die Blutgefäße, Nerven und zahlreiche Organe schädigen. Patienten mit Typ-1-Diabetes müssen ihr Leben lang mehrmals täglich Insulin spritzen, um akute Stoffwechselentgleisungen sowie Folge­krankheiten durch zu hohe Blutzuckerwerte zu verhindern. Unbehandelt könnte diese Form des Diabetes auch heute noch zum Tod führen.
 
Viel häufiger ist Diabetes Typ 2 – rund 90% aller Diabetespatienten fallen in diese Gruppe, die früher häufig mit Altersdiabetes bezeichnet wurde. Inzwischen kommt diese erworbene Form der Insulinresistenz auch bei jüngeren Menschen und vereinzelt sogar schon im Kindesalter vor. Beim Typ 2 Diabetes kann der Körper zwar Insulin produzieren, so Dr. Hapke, jedoch kann das Hormon seine Wirkung nicht entfalten, weil die Körperzellen immer weniger auf Insulin ansprechen, bis sie schließlich unempfindlich werden. Das Hormon kann den Zucker dann nicht mehr in die Zellen schleusen. Infolgedessen steigt der Blutzuckerspiegel an. Da sich die Erkrankung schleichend entwickelt und sich Symptome wie starker Durst, häufiger Harndrang oder Müdigkeit und Abgeschlagenheit erst mit fortschreitendem Krankheitsverlauf zeigen, kommt der Früherkennung durch die ab 35 Jahren angebotenen Check Up- Untersuchungen beim Hausarzt eine wichtige Rolle zu. Denn unbehandelt drohen Schäden an den Blutgefäßen und Organen. Auch eine Austrocknung oder Übersäuerung des Körpers sowie Nervenschädigungen mit den Folge einer verminderten Schmerzempfindung, Taubheitsgefühlen, Gangunsicher­heit, Ameisenkribbeln der Füße etc. können durch eine Diabeteserkrankung ausgelöst werden. Ist der Zuckerwert nicht gut eingestellt, droht u.U. auch eine gefährliche Über-, oder durch nicht angepasste Medikamente Unterzuckerung.
Die Veranlagung zu Diabetes Typ 2 ist erblich. Gefördert wird sein Entstehen durch Übergewicht und Bewegungsmangel. Beides leistet einer Insulinresistenz Vorschub, die eine der wichtigsten Ursachen für Typ 2 Diabetes ist. Daher kann bei der Behandlung von Typ 2 Diabetes je nach Ausprägung eine Lebensstiländerung helfen. Gelingt dies nicht oder reicht sie nicht aus, so muss eine ergänzende medikamentöse Behandlung eingeleitet werden.
Zum Thema Lebensstiländerung ergriff Corinna Eisele, Diätassistentin am Alb-Donau Klinikum - Standort Ehingen, das Wort. Sie klärte über die Beeinflussung bzw. Behandlung der Zuckerkrankheit im höheren Alter durch angepasste Ernährung auf. Da Kohlenhydrate für den Anstieg des Blutzuckerspiegels verantwortlich sind, sollten sie bewusst ausgewählt werden. Bevorzugt werden sollten Vollkornprodukte, Kartoffeln etc., da diese Lebensmittel den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen lassen.
 
Eine weitere Möglichkeit, den Blutzuckerspiegel ohne Medikamente positiv zu beeinflussen, erläuterte Evelyn Baumgart, Fitness-Ökonomin im „Cardio Plus“, dem Fitness- und Gesundheitsstudio im Langenauer Gesundheitszentrum. Ihr Rezept heißt Bewegungstherapie. Muskel­arbeit steigert die Insulinempfindlichkeit unserer Zellen, d.h. die Muskel­zelle nimmt vermehrt Glukose als Energiespender aus dem Blut auf, der Blutzuckerspiegel wird gesenkt. Zudem hilft Sport dabei, das Körpergewicht zu verringern. Auch dadurch kann oft eine Reduzierung der Medikation beim Diabetes Typ 2 erreicht werden. Baumgart rät zu wechseltäglichem Ausdauer- und Krafttraining, z.B. Montag, Mittwoch, Freitag - am besten unter fachlicher Anleitung z.B. in einem Fitness-Studio oder in einer Diabetiker-Sportgruppe. Wichtig sei es, sich vor Trainingsbeginn sportmedizinisch untersuchen zu lassen und die eigenen Blutzuckerwerte ständig zu kontrollieren. Um eine dauerhafte Motivation zur Bewegung zu behalten, sollten sich die Patienten einen Sport aussuchen, der ihnen Spaß macht und sich persönliche und erreichbare Ziele setzen.