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Gesundheitsforum Ehingen am 13. Februar 2013

Gefährliche Grippe

Tödliche Katastrophe
Sie kam Ende des Ersten Weltkrieges in 1918 aus nahezu heiterem Himmel und verbreitete sich rasend schnell, wütete in Alaska ebenso wie in den USA, Europa und fand den Weg bis in die entlegensten Dörfer der ganzen Welt. Als „Spanische Grippe“ brachte die wohl verheerendste Seuche des 20. Jahrhunderts bis zu 50 Mio. Menschen den Tod. Doch so schnell sie kam, so plötzlich verschwand sie in 1920 auch wieder. Zurück blieben Fragen nach dem Woher und Warum. Ein Rätsel, dem die Wissenschaft noch heute teilweise ratlos gegenüber steht.

Auch wenn in 1957 die sog. Asiatische Grippe bzw. in 1968 die Hongkong-Grippe mit insgesamt ca. 3 Mio. vergleichsweise wenig Opfer hervor brachten und die Vogel- oder Schweinegrippe Anfang des neuen Jahrtausends längst nicht das befürchtete Krankheitsausmaß erreichten - die unbekannte Gefahr neuer Viren-Mutationen hält die Mediziner in Atem. Weil im Zyklus von etwa 50 Jahren immer wieder Grippe-Epidemien (regional begrenzt) bzw. –Pandemien (weltweit) auftreten, rechnen die Wissenschaftler mit unvorhergesehenen Katastrophen. 

Kleiner Virus – große Vielfalt 
Grippe-Viren sind nur wenige Tausendstel Millimeter groß und besitzen kleine Spikes an ihrer Oberfläche, mit denen sie sich in den Wirtszellen des menschlichen Organismus festsetzen. Vor allem eines ihrer Proteine, das Hämagglutinin (HA), verändert sich jedoch bei seiner Vermehrung ständig, und diese Wandlungsfähigkeit (Mutation) macht es dem Immunsystem schwer, den Virus zu erkennen. Die Folge – mutierte Grippeviren können sich immer wieder mit ihrem veränderten Erbgut einnisten, die Immunabwehr ist nahezu machtlos, die Schutzmaßnahmen des Körpers versagen.

Was das Influenzavirus so tückisch macht, ist gleichsam eine stets neue Herausforderung an die medizinische Forschung. Die Entschlüsselung des Erbgutes und Entwicklung von Impfstoffen ist ein Wettlauf, den in der Regel die Influenza-Erreger gewinnen. Kaum ist ein Impfstoff angepasst, haben die kleinen Teufel schon wieder neue Eigenschaften hervorgebracht. Eine jährlich aktuelle Immunisierung mittels Schutzimpfung ist also dringend angebracht.

Grippe oder Infekt?
Die überwiegende Zahl an Grippe-Erkrankungen zählt allerdings zum grippalen Infekt. Die harmlose Erkältung zeigt zwar ähnliche Symptome, wie zum Beispiel Husten, erhöhte Körpertemperatur, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen. Die „echte Grippe“ aber überfällt den ganzen Körper plötzlich und mit aller Wucht. Innerhalb kürzester Zeit lässt sie jeden Betroffenen sich schwerst krank fühlen, zeigen die Patientinnen und Patienten sehr hohes Fieber, starken Schüttelfrost, trockenen Husten und nicht gekannte Kopf- und Gliederschmerzen. Jährlich erkranken ca. 2 Mio. Menschen, 10.000 Deutsche sterben daran.

Die schweren Krankheitsverläufe betreffen vor allem Risikogruppen; ältere Menschen, chronisch Kranke oder auch Schwangere. Komplikationen entstehen vor allem, wenn die ohnehin geschwächte Körperabwehr durch eine so genannte „Superinfektionen“, eine Kombination aus viraler und zusätzlicher bakterieller Entzündung, lahm gelegt wird und Lungenentzündungen, Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis) oder des Gehirns (Enzephalitis) nach sich ziehen.

Küssen verboten
Grippeviren werden zumeist durch Tröpfcheninfektion übertragen. Beim Niesen, Husten oder Sprechen, beim Händeschütteln oder direktem Körperkontakt werden Viren weiter gegeben. Auch auf Türklinken lauert die Gefahr, können die Erreger dort doch bis zu mehrere Stunden lang überleben.

Um dem Erkrankungsrisiko vorzubeugen, sind eine gesunde Lebensweise mit vitaminreicher Ernährung, ausreichend Bewegung an frischer Luft und häufiges Saunieren die beste Grundlage. Hygienemaßnahmen, wie häufiges Händewaschen oder der Verzicht auf den Begrüßungshandschlag sind ebenso wichtig wie eine wettergerechte Kleidung. Und unbedingt vermeiden sollte man in Zeiten saisonaler Grippewellen die Ansammlung größerer Menschenmengen, z.B. auf Bahnhöfen, größeren Einkaufszentren oder Faschings- und Musikveranstaltungen. 

Dauerhafte Immunisierung nicht möglich
Wegen der großen Wandlungsfähigkeit der Influenza-Erreger kann man an der echten Grippe immer wieder erkranken. Wirksame Vorbeugung ist eine Impfung, auch wenn sie keinen 100-prozentigen Grippeschutz bietet. Jedoch besitzt die Immunabwehr auf diese Weise einen Vorsprung und ist auf eine Infektion vorbereitet. So wird auf diese Weise ein schwerer Krankheitsverlauf vermieden. „Empfehlenswert“, so Dr. Wagner, „ist es, sich unbedingt jedes Jahr aufs Neue gegen die Influenza impfen zu lassen“, wobei der günstigste Zeitpunkt schon Ende September ist.

Die Zusammensetzung des Impfstoffs wird jährlich von Wissenschaftlern der Virenentwicklung angepasst. Damit sinkt nachweislich die Erkrankungsrate. Kommt es dennoch zum Ausbruch, können antivirale Medikamente in den ersten Stunden zum Einsatz kommen und die Vermehrung der Erreger behindern. Schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen. Nur bei bakteriellen Folgeerkrankungen kommen Antibiotika zum Einsatz. Körperliche Schonung und Bettruhe sind für eine vollständige Ausheilung unbedingt zu beachten.

Auch wenn es damals wie heute kein Heilmittel gibt, die medizinische Forschung ist den Influenzaerregern auf der Spur. Die Gefährlichkeit der Grippe bleibt bestehen, die Aufklärung und eine erhöhte Impfbereitschaft in der Bevölkerung sind wichtig, um im Wettlauf gegen die Viren erfolgreich zu sein.