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AMIS - ein neues schonendes Operationsverfahren bei Hüftprothesen im Krankenhaus Blaubeuren


Im Kreiskrankenhaus Blaubeuren gibt es traditionell seit Jahrzehnten einen Schwerpunkt in der so genannten Endoprothetik – der Gelenkersatzchirurgie. Das Team der Fachabteilung Unfallchirurgie und Orthopädie unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Frank Wirtz hilft Patientinnen und Patienten mit Gelenkschäden auf verschiedene Art und Weise. Nicht immer muss dabei das Gelenk ersetzt werden. Ist es doch erforderlich, so hat die Abteilung große Erfahrung in der Implantation von künstlichen Knie- und Hüftgelenken. Dabei ist es wichtig, neben dem Bewährten auch nach Innovationen zu schauen, von denen die Patienten profitieren. Heutige Prothesen können z.B. durch ideale Materialpaarungen eine „Lebenszeit“ von 20 Jahren und mehr erreichen, Kurzschaftprothesen sind insbesondere bei jüngeren Patienten eine Option, um eine evtl. später einmal notwendig werdende Austauschoperation der Prothese zu erleichtern.

Wirklich erstaunliche Vorteile bietet nun eine Operationsmethode, die seit Mitte Oktober 2012 im Kreiskrankenhaus Blaubeuren den Patienten mit Hüftgelenkverschleiß angeboten wird. Die Rede ist von der so genannten AMIS-Operationsmethode.

 

AMIS steht für Anterior minimally invasive Surgery.

 

Frei übersetzt ist damit eine minimal gewebeschädigende chirurgische Technik gemeint. Bei der konventionellen Hüftprothesenimplantation erfolgt der Zugang zum Gelenk meist von einem seitlich am Oberschenkel angelegten Schnitt aus, bei dem es unumgänglich ist, die Muskulatur, welche das Gelenk überdeckt, einzuschneiden bzw. vom Ansatz am Knochen zu lösen. Diese erzwungene „Muskelschädigung“ bedingt nach der Operation eine relativ lange Phase der Schonung, damit sich die Muskulatur wieder erholt bzw. wieder am Knochen anwächst.

„Schon lange ist ein auf der Vorderseite des Hüftgelenkes gelegenen Zugang bekannt, der völlig ohne Muskelschädigung auskommt, der für eine Prothesenimplantation bisher jedoch operationstechnisch nur sehr schwer nutzbar war. Erst mit Entwicklung eines speziellen Operationstisches, mit dem es möglich ist, das zu operierende Bein während der Operation abzusenken und in Außenrotation zu positionieren, gelingt es, durch diesen Zugang eine Hüftprothese problemlos zu implantieren. Dabei werden die natürlichen Lücken zwischen den Muskeln genutzt, ohne dass die Muskeln geschädigt werden“ erläutert Dr. Wirtz.

Aus diesem Umstand wiederum resultiert ein Nachbehandlungskonzept, welches durch die gute muskuläre Kontrolle über das operierte Bein die frühzeitige Vollbelastung ab dem ersten Tag nach der Operation ermöglicht und eine Entlassung aus der stationären Behandlung schon am fünften bis siebten Tag mit sich bringt. Zum Vergleich: Bei der konventionellen Operationstechnik verbleiben die Patienten rund 14 Tage im Krankenhaus und bauen dabei die Belastung langsam über vier bis sechs Wochen in der Reha auf. Da es nach der AMIS Operation nicht zu einem Muskelschwund durch Schonung kommt, kann im Prinzip auf eine stationäre Rehamaßnahme verzichtet werden.

Die AMIS Technik lässt sich sowohl für zementfreie als auch für zementierte Hüftprothesen anwenden, sowie auch bei der Versorgung von Schenkelhalsbrüchen.

Die Methode hat aber noch weitere Vorteile: Die Patienten berichten über weniger Schmerzen nach der Operation, auch der Blutverlust ist kleiner. Weil die Muskeln nicht durchtrennt werden mussten, ist auch die Gefahr des Ausrenkens des neuen Gelenkes aus der Gelenkspfanne reduziert. Die Stabilität der Hüfte wird dadurch erheblich verbessert. Dadurch wird es auch möglich, schneller zu den täglichen Aktivitäten zurückzukehren. Selbst  Autofahren ist im Normalfall nach acht bis zehn Tagen wieder möglich. Einige der operierten Patienten waren zudem erfreut, dass die Narbe bei dieser Methode kleiner ausfällt, aber dies ist nur ein positiver Nebenaspekt der AMIS Technik.

Die AMIS genannte Methode wird bisher nur an wenigen Kliniken in Deutschland angeboten. „Wir freuen uns deshalb umso mehr, diese Technik bei uns erfolgreich eingeführt zu haben. Bisher habe ich rund 30 Patienten mit der AMIS Technik operiert. Diese Patienten sind sehr zufrieden und froh, sich für diese Methode entschieden zu haben. Denn sie ermöglicht es deutlich schneller, wieder in den Alltag und Beruf zurückzukehren“ erklärt Dr. Wirtz.

Ob die neue Methode bei einem Patienten angewandt werden kann, wird individuell zwischen Arzt und Patient im Rahmen des Untersuchungstermins besprochen. Denn wie bei jeder Operation gibt es auch hier Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit diese Technik angewandt werden kann.Für weitere Informationen können Sie die Seite www.meine-neue-huefte.de oder auch die Homepage des Kreiskrankenhauses Blaubeuren unter www.kreiskrankenhaus-blaubeuren.de besuchen.