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Gesundheitsforum Ehingen am 11. September 2013

Knie, Hüfte, Schulter und Wirbelsäule - was die moderne Orthopädie/Unfallchirurgie leisten kann

Knochenbrüche vor dem 19. Jahrhundert wurden aus heutiger Sicht oft unzureichend behandelt. Die Folgen: schlechte Heilungsverläufe, Komplikationen, Fehlstellungen und – damit verbunden – soziale Not und Isolation. Was mit Hippokrates den Anfang nahm, hat sich heute dank bahnbrechender Entwicklungen medizinischer Pioniere aus Amerika, Deutschland und Russland zu modernen, erfolgreichen und anerkannten Behandlungsverfahren entwickelt. Dazu zählen der Ringfixateur (Fixateur externe), die Marknagelung aber auch die Platten­ostheosynthese. Nach Neuausrichtung und Stabilisierung der Knochen bildet sich mit Hilfe des Fixateurs unter Zugbelastung neue Knochen­substanz. So können Brüche geheilt, unterschiedliche Beinlängen, Achsabweichungen und Knochendefekte korrigiert werden. Bei der Marknagelung erreicht man Stabilität, indem ein Nagel in den Röhrenknochen eingebracht und dort rotationssicher verschraubt wird. Das geht nicht bei gelenknahen Frakturen. In diesen Fällen setzt der Chirurg Metallplatten an, die durch winkelstabile Schrauben für ein ausgewogenes Kräfteverhältnis und Halt sorgen.
Wirbelbrüche – durch die Nähe zum zentralen Rückenmark ein heikles Thema. Mit modernen Schraubenstabsystemen können heute gebrochene Wirbelkörper überbrückt werden und ausheilen. Die Eingriffe werden je nach Diagnose über den Rücken, aber auch über den Brustkorb durchgeführt – wo immer möglich minimalinvasiv und schmerzarm, zugunsten eines schnellen Heilungsverlaufes und einer raschen Mobilität der Patienten. Das gilt auch für die Therapie der durch Osteoporose verursachten

Wirbelbrüche, der so genannten Ballon­kyphoplastie. Bei ihr wird der eingebrochene Knochen mit Hilfe eines orthopädischen Ballons aufgedehnt, richtig positioniert und mit Knochenzement fixiert.
Schmerzen im Knie haben oft mit Arthrose zu tun. Bei kleineren Knorpeldefekten bietet sich das Mikrofracturing als Therapie an. Im Verlauf einer Arthroskopie  werden kleine Löcher in die Knochenschicht eingebracht. Austretendes Blut und Knochenmark bilden neue Knorpelzellen – quasi eine Bioprothese.

Die OATS-Methode ist bei mittelgroßen Defekten die Therapie der Wahl. Knorpelknochenzylinder werden aus weniger belasteten Zonen ausgestanzt und in den defekten Bereich implantiert.

Modernes Therapieverfahren zur Behebung größerer Knorpeldefekte am Knie ist die autologe Chondrozyten-Transplantation (MACT). Am gesunden, unbelasteten Knorpel wird Gewebe entnommen und in einer Nährlösung vermehrt. Mit diesen Zellen wird eine Kollagen-Matrix beimpft, die der Operateur anschließend passgenau in den Defekt einbringt.
Verspricht eine Knorpeloperation keinen Erfolg, muss man an einen künstlichen Ersatz des Kniegelenks denken. Auch auf diesem Gebiet gibt es je nach Indikation verschiedene Alternativen – von Miniprothesen über Teil- bis hin zu Endoprothesen bei extremen Defekten.

Auch die Schulter kann Beschwerden machen. Wenn es zwischen dem Schulterdach und der darunter verlaufenden Sehne „eng wird“, führt das zu einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung, dem Impingement-Syndrom. Minimalinvasiv kann der Raum erweitert werden und die Schmerzen klingen meist schnell ab.
Etwas länger dauert die Regenerationsphase bei Sehnenrupturen. Nach einem arthroskopischen Eingriff, bei dem die gerissene Sehne über so genannte Fadenanker fixiert wird, braucht der Patient viel Physio­therapie und ein bisschen Geduld.
Künstliche Prothesen kommen auch hier erst in die Diskussion, wenn andere, schonendere Alternativen keinen Erfolg mehr versprechen.

Das Ende seines Vortrags nutzte Herr Professor Kramer, um die Kolleginnen und Kollegen seines neuen und alten Teams vorzustellen und auf die Fragen aus dem Publikum einzugehen.