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Bericht vom Gesundheitsforum Laichingen am 04. Februar 2015

Die Schilddrüse... dieses Organ hat es in sich

Die Zahlen sind überzeugend und verdeutlichen, wie wichtig es ist, für die Anzeichen einer Funktionsstörung oder Erkrankung sensibel zu werden. Worauf man achten muss und wie die Zusammenhänge klar werden, darüber referierte Prof. Dr. med. Erkki Lotspeich, Chefarzt der Viszeralchirurgie im Kreiskrankenhaus Blaubeuen, beim gestrigen Laichinger Gesundheitsforum.

Die Schilddrüse ist ein komplexes Organ, das es in sich hat. Im Bereich unseres Kehlkopfes gelegen, schmiegt sie sich an unsere Luftröhre und ist trotz ihrer – beim gesunden Menschen – geringen Größe, ein lebenswichtiges Organ. Ihre Hormone (Thyroxin) haben wesentlichen Einfluss auf den Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System, auf Nerven- und Wachstumsprozesse.

Wann und wieviel Hormone in den Körper abgegeben werden, regelt das Gehirn. Die Schilddrüse ist zur kontrollierten Abgabe ihrer Hormone in einen hormonellen Regelkreis eingebunden. Für eine uneingeschränkte Funktion benötigt sie Jod, ein essentielles Spurenelement, das – Deutschland gilt als Mangelgebiet – verstärkt über die Nahrung aufgenommen werden sollte, aber leider oft nicht ausreicht, um den Bedarf unseres Körpers vollständig zu decken.

Entsteht durch Jodmangel ein hormonelles Ungleichgewicht im Körper führt das zu einer Unterfunktion der Schilddrüse, deren Symptome neben der Gewichtszunahme, der Müdigkeit und Lustlosigkeit vor allem auch der so genannte Kropf ist – ein Versuch des Körpers, das durch Jodmangel entstandene hormonelle Defizit durch eine Vergrößerung der Schilddrüse auszugleichen. Autoimmunerkrankungen sind die häufigsten Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion. Dabei richten sich Antikörper gegen körpereigenes Schilddrüsengewebe, zerstören es und verursachen Entzündungen. Die Hormonproduktion ist an diesen Stellen stark eingeschränkt oder versiegt („kalter Knoten“). 

Wird im Gegenzug über den Bedarf hinaus Thyroxin an den Körper abgegeben, spricht man von einer Überfunktion. Herzrasen, innere Unruhe, Zittern und Abneigung gg. Wärme können hier die Begleiterscheinungen sein. Ursächlich sind Erkrankungen und Entzündungen der Schilddrüse – ebenfalls Autoimmunreaktionen, bei denen Antikörper die Schilddrüse zu einer ungehemmten Hormonausschüttung veranlasst. Beispiele sind die so genannten „Heißen Knoten“ oder der Morbus Basedow. 

Nach einer umfassenden Diagnostik – Anamnese, Labor, Ultraschall, Szintigramm – muss der Facharzt entscheiden, welche Therapie die geeignete ist. 

Über- bzw. Unterfunktionen, die sich in einem vertretbaren Rahmen halten, können medikamentös therapiert werden. Liegen schwere Störungen vor, kann ein operativer Eingriff unumgänglich werden.

Schilddrüsenentzündungen hingegen werden in der Regel mit Cortison behandelt. Chronische Verlaufsformen können sich in einem späten Stadium zur Unterfunktion manifestieren.

Die Entscheidung ob OP oder nicht, hängt vor allem auch davon ab, wie eingreifend die Symptomatik für den Patienten ist und für wie vertretbar es der Arzt hält, eine Operation hinauszuschieben. 

Kein Ermessen hingegen gibt es, wenn der Verdacht auf eine bösartige Veränderung sich bestätigt. Dank moderner Operationsverfahren wie z.B. dem Neuromonitoring, können selbst die sensiblen Stimmbandnerven, die direkt im Operationsgebiet verlaufen, lokalisiert und kontrolliert werden. So ist eine Verletzungsgefahr hier nahezu ausgeschlossen.

Am Ende seines Vortrages nahm sich Herr Professor Lotspeich ausreichend Zeit, um die zahlreichen Fragen aus den Reihen der ZuhörerInnen zu beantworten.