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Bericht vom Gesundheitsforum Ehingen am 11. März 2015

Neurodermitis - Wenn der Juckreiz zur Qual wird

Hautirritationen und Allergiebereitschaft – sie haben in den letzten Jahren sichtlich zugenommen. Dafür werden von der genetischen Disposition, über eine allgemein stärkere Beachtung, ein höheres Lebensalter erstgebärender Frauen, eine verbesserte Diagnostik bis hin zu verändertem Urlaubsverhalten viele Ursachen in Betracht gezogen. Waren Kinder, die früher häufiger in der Natur gespielt haben unempfindlicher? Führt unser Hygienebestreben zu einer geringeren Immunstimulation? Fragen, die häufig diskutiert werden, auf die es jedoch kein eindeutiges „Ja“ oder „Nein“ gibt.

Neurodermitis – Menschen aller Altersgruppen, vor allem auch Kinder, plagen sich mit dieser chronisch-entzündlichen, in Schüben auftretenden Hauterkrankung. Der Facharzt spricht hier von einem so genannten atopischen Ekzem, das oftmals zusätzlich von Heuschnupfen und Asthma begleitet wird. Atopisch deshalb, weil es eine familiäre Neigung gibt, eine Veranlagung zu Überempfindlichkeitsreaktionen und Allergien. Neurodermitis muss nicht auftreten, schlummert aber so lange in unserem Körper, bis sie durch einen Impuls geweckt wird. Diesen Impuls können Textilien und ihre Beschaffenheit geben, Duft- und Zusatzstoffe, aber auch Nahrungsmittel, infektiöse Keime, Stressoren, sowie bestimmte Formen des UV-Lichts, Hormone oder klimatische Besonderheiten.

Wie man die Atopie erkennt? Die Haut ist unser Erfolgsorgan und wir wissen meist selbst am besten, was mit unserem Körper passiert. Wir merken genau, wenn nach dem Genuss von Tomaten ein juckender Ausschlag auftritt, oder wir auf Stress mit einem schlechten Hautbild reagieren. Darüber hinaus gibt es Merkmale, die häufig auf eine Atopie hinweisen: die doppelte Unterlidfalte, Augenringe, ein vertiefter Haaransatz, die unüberwindliche Abneigung gegen Wolle auf der Haut. Auch hier gilt: das können Hinweise sein, müssen aber nicht. Aufschluss geben auch Hauttestverfahren oder die Immunglobulinwerte des Blutes. 

Doch wie werde ich die Neurodermitis los? Das ist die Frage, um die es letztendlich geht. In einem ersten Schritt sollte man die reizauslösenden Faktoren ausschließen, zumindest aber minimieren. „Bevorzugen Sie weiche Baumwollwäsche, nicht zu stark gefärbt und vor dem Anziehen selbst gewaschen. Beobachten Sie ihre Haut beim Verzehr bestimmter Nahrungsmittel“, empfiehlt Wortmann. Erfahrungsgemäß fördern Hühnereiweiß, Kuhmilch, Weizen, Nüsse und auch Fisch die Reaktionen bei allergiebereiten Menschen. Wer seinen Lebensbereich möglichst frei von Hausstaubmilben hält, bei Pollenallergie das Zimmer eher nachts lüftet als am Tag, der hat schon erste wichtige und vor allem erleichternde Schritte getan. 

Wer welche Nahrungsmittel verträgt/nicht verträgt, lässt sich am besten durch Versuch und Irrtum herausfinden. Unser vielfältiges Nahrungsangebot bietet jedoch in vielen Fällen eine gute Alternative.

„Der ist aber dünnhäutig“ – hört man Leute oftmals sagen. Und damit liegen sie absolut richtig. Stress führt zu vermehrter Ausschüttung von Kortisol im Körper. Das macht auf lange Sicht die Haut dünner. Sich entspannen – auch mithilfe von leicht erlernbaren Techniken – tut demnach nicht nur dem Körper und der Seele, sondern vor allem auch der Haut gut.

Die Therapielandschaft bei Neurodermitis ist vielschichtig und abwechslungsreich. Vorteilhaft sind rückfettende und juckreizstillende Pflegeprodukte mit Urea, Nachtkerzenöl oder anderen feuchtigkeitsbindenden Inhaltsstoffen. Daneben werden homöopathische Präparate, Antihistaminika sowie antibiotische oder moderne, nebenwirkungsarme Kortisonersatzstoffe eingesetzt. Die Therapie  ist niemals uniform, sondern auf die Bedürfnisse und das individuelle Wohlbefinden des Betroffenen abgestimmt.

Zugegeben, nicht immer eine leicht Zeit, aber mit Geduld, Wissen, Beratung durch einem vertrauten Facharzt lässt sich die Neurodermitis bezwingen – zumindest aber im Zaum halten.

Dr. Wortmann nahm sich im Anschluss an seinen Vortrag noch Zeit für die Fragen aus dem Publikum.