News

5. Ehinger Brustgespräche


Das tägliche Brot – dazu gehört für einen Anästhesisten die Schmerztherapie – auch bei operativen Eingriffen an der weiblichen Brust. Dr. med. Manfred Popp, Chefarzt der Fachabteilung Anästhesie und Intensivmedizin im Kreiskrankenhaus Ehingen, verdeutlichte, dass der Schmerz nicht nur etwas sehr Individuelles ist und Hinweise auf eine körperliche Störung gibt, sondern dass er sich nachweislich auch auf die Wundheilung auswirkt. Andererseits beschreiben Menschen, die Angst haben und unter Stress stehen, Schmerzen meist viel intensiver. Ein Zeichen dafür, dass die Psyche und individuelles Schmerzempfinden sehr nah beieinander liegen.

Schmerzen kann man beeinflussen. Bereits im Vorfeld einer Operation spricht der Arzt mit dem Patienten über Möglichkeiten und Verträglich-keiten von Schmerzmedikamenten. Das individuelle Schmerz-management beginnt postoperativ schon im Aufwachraum und wird für die kommenden Stunden und Tage, abgestimmt auf die körperliche Verfassung und das persönliche Schmerzempfinden des Patienten, vom Arzt festgelegt. Es reicht von Infusionen über die klassische Tablettengabe bis hin zu Schmerzzäpfchen oder –pflastern. Eine Schmerzmedikation ist dabei kein starres Therapiekorsett. Sie wird je nach Befinden und Heilungsverlauf angepasst und auch bei Verlegung auf Station mit dem betreuenden Arzt abgestimmt. Eine gute, auf die Bedürfnisse des Patienten ausgerichtete, Schmerztherapie, ein tragfähiges soziales Netz, unterstützende Physiotherapie und eine gesunde Ernährung sind insbesondere im Hinblick auf die Lebensqualität nach einem operativen Eingriff von zentraler Bedeutung.

Dr. med. Hoa Huu Phuc Nguyen, Facharzt für Humangenetik an der Universität Tübingen, eröffnete seinen Vortrag mit einer beruhigenden Nachricht: Die meisten Brustkrebserkrankungen sind nicht erblich. In letzter Zeit hatte der Angelina-Effekt für Diskussion gesorgt, nachdem sich die bekannte Schauspielerin – da familiär vorbelastet und das erhöhte Brustkrebsrisiko fürchtend – beide Brüste hatte abnehmen lassen. Kommen Erkrankungen in der Familie gehäuft vor, sind Personen sehr früh vom Krebs betroffen oder treten Zweittumore in Brust oder Eierstock auf, kann das auf erblich bedingten Brust- oder Eierstockkrebs hinweisen. Hauptsächlich sind die Veränderungen (Mutationen) von zwei  Genen (BRCA 1 und BRCA 2) für die meisten erblichen Erkrankungen verantwortlich. Mit molekulargenetischen Untersuchungen, so genannten Gentests, kann nach diesen Veränderungen der Erbanlagen gesucht werden – nach ausführlicher gynäkologischer, humangenetischer und bei Bedarf auch psychologischer Beratung. Häufig werden die Tests im Rahmen einer Blutanalyse bei einem bereits erkrankten Angehörigen durchgeführt. Wird eine eindeutige Genmutation entdeckt, kann auch der aktuell ratsuchende Angehörige getestet werden. Wird die Anlage nicht nachgewiesen, besteht kein entsprechender Handlungsbedarf.

Abhängig vom nachgewiesenen Risiko werden weitergehende Maßnahmen besprochen, oder aber intensivierte und engmaschige Früherkennungsmaßnahmen eingeleitet.

Ein Gentest kann Klarheit und Entscheidungshilfe bringen, aber auch hohe psychische Belastung bedeuten. Die Entscheidung Gentest ja/nein fällt individuell – idealerweise im Gespräch mit seinem Facharzt, der den Patienten an eine der 15 bundesweiten Beratungsstellen weiterempfehlen kann.

Bei allem medizinischen Fortschritt und professioneller Betreuung – der Brustkrebs bleibt ein hochemotionales Thema und das vertrauensvolle Gespräch ein wichtiger Faktor in der Krankheitsbewältigung. Marika Stiehle, die Vorsitzende der Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs, Ehingen ermunterte die anwesenden Frauen, die Gesprächsangebote im Kreiskrankenhaus Ehingen anzunehmen – in einem angenehmen und verständnisvollen Umfeld.