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Bericht vom Gesundheitsforum Ehingen am 10. Juni 2015

Divertikel – Der Darm in Not!


Dr. med. Sven Walter, Oberarzt der Fachabteilung Innere Medizin des Kreiskrankenhauses Ehingen sprach über diese Ausstülpungen des Dickdarmes, die an bindegewebsschwachen Stellen entstehen und in 75 – 96% aller Fälle beschwerdefrei bleiben. Entzünden sich die Divertikel jedoch, kann das sehr unangenehm werden. Wer sie bekommt, wer nicht – das ist nicht eindeutig geklärt. Nicht beeinflussbar sind das Alter – jüngere Menschen sind deutlich weniger betroffen – und die genetische Veranlagung. Risikofaktoren wie Übergewicht, ungesunde Ernährung, fehlende Bewegung und Konsumdrogen wie Alkohol, Nikotin u.a. scheinen allerdings eine maßgebliche Rolle zu spielen.

Schmerzen im linken Unterbauch, ohne Erbrechen und mit deutlichen Entzündungszeichen können immer auch ein Hinweis auf entzündete Divertikel sein. Sicherheit bringt der Besuch beim Facharzt, insbesondere die Ultraschall-Diagnostik. Meist lassen sich die betroffenen Stellen hier bereits sehr gut erkennen. In anderen Fällen greift der Arzt auf die Computertomographie zurück. Leichtere Entzündungen können bei einer gesunden Immunabwehr und solange Essen und Trinken noch möglich ist, ambulant und medikamentös behandelt werden. Bleibt die Besserung aus oder sind die Beschwerden ambulant nicht behandelbar, ist ein Krankenhausaufenthalt zu empfehlen.

Diätassistentin Kathrin Gröbner hat in ihrem beruflichen Alltag immer wieder mit Menschen zu tun, die Divertikulose haben und ihre Ernährung anpassen wollen. Bei akuten, schmerzhaft entzündeten Divertikeln ist Schon- und später Aufbaukost angesagt. Ansonsten empfiehlt sie ballaststoffreiche Ernährung mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen, viel Obst und Gemüse. Das beschleunigt nicht nur die Darmpassage, sondern wirkt sich darüber hinaus günstig auf Mund, Zähne, Gewicht, Blutzucker- und Cholesterinspiegel aus. 30g Ballaststoffe am Tag - das ist ihr Tipp für eine angepasste Ernährung. Dazu viel trinken – natürlich am besten Wasser oder ungesüßten Tee. Wer sich außerdem bewegt und auf ein normales Gewicht achtet, ist schon auf einem guten Weg.

Bernd Nasifoglu, Sektionsleiter Viszeralchirurgie in der Klinik für Unfallchirurgie / Orthopädie, Hand-, Plastische und Viszeralchirurgie am Ehinger Krankenhaus, kommt dann ins Spiel, wenn eine Divertikulitis sich allein medikamentös nicht therapieren lässt, wenn die Entzündungen der Divertikel großflächig werden, oder gar auf andere Körperareale übergreifen. Dann ist in der Regel ein Eingriff unumgänglich. Komplizierte Divertikulitis, Perforation, d.h. wenn durch die Entzündung ein Loch in der Darmwand entsteht und Stuhlaustritt, Verengungen, Fisteln, oder Blutungen entstehen – in diesen Fällen ist der Viszeralchirurg gefragt.

Abszesse und Flüssigkeitsansammlungen können vor einer Operation zuerst punktiert werden, um Entlastung zu bringen. Bei chronischen Verlaufsformen der Divertikulitis können Operationen auch geplant werden – meist 4-6 Wochen nach Ausheilen einer akuten Phase oder rasch danach, falls die Beschwerden nicht abklingen. Ein großer Schnitt ist eher die Ausnahme, denn die Areale des Darmes an denen Divertikel verstärkt auftreten, können heute über die minimal-invasive, so genannte Schlüsselloch-Chirurgie gut eingesehen und auch operiert werden. Der betroffene Darmabschnitt wird im Rahmen dieses Eingriffs entfernt und die nicht betroffenen Darmenden wieder verbunden.

Eine Perforation des Darmes duldet hingegen keinen Aufschub - sie bedeutet Not-OP. Doch so weit sollte es nicht kommen, wenn Sie bei Beschwerden im linken Unterbauch einen Facharzt aufsuchen.
Es gab anschließend viele Fragen, aus den Reihen der Zuhörer, die zeigten, wie präsent dieses Thema in der Bevölkerung ist.