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Gesundheitsforum Ehingen am 14. Juni 2014

Schilddrüsenerkrankungen – OP oder nicht, das ist hier die Frage…

Im Bereich unseres Kehlkopfes gelegen, schmiegt sie sich an unsere Luftröhre und ist trotz ihrer – beim gesunden Menschen – geringen Größe, ein lebenswichtiges Organ. Die von ihr produzierten und gespeicherten Hormone (Thyroxin) haben wesentlichen Einfluss auf den Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System, auf Nerven- und Wachstumsprozesse. „Was die Schilddrüse für den Körper“, so Bernd Nasifoglu, „ist der Vergaser für das Auto bzw. die Hefe für den Kuchen.“

Wann und wie viel Hormone in den Körper abgegeben werden, wird im Gehirn geregelt. Die Schilddrüse ist dazu in einen hormonellen Regelkreis eingebunden, der eine kontrollierte Abgabe der Schilddrüsenhormone gewährleistet. Damit sie einer geregelte Hormonproduktion nachkommen kann, benötigt sie Jod, ein essentielles Spurenelement, das – Deutschland gilt als Jodmangelgebiet – verstärkt über die Nahrung aufgenommen werden sollte.

Entsteht durch Jodmangel ein hormonelles Ungleichgewicht im Körper führt das zu einer Unterfunktion der Schilddrüse, deren Symptom neben der Gewichtszunahme, der Müdigkeit und Lustlosigkeit vor allem auch der so genannte Kropf ist – ein Versuch des Körpers, das durch Jodmangel entstandene hormonelle Defizit durch eine Vergrößerung der Schilddrüse auszugleichen. Autoimmunerkrankungen sind die häufigsten Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion. Dabei richten sich Antikörper gegen körpereigenes Schilddrüsengewebe zerstören es und verursachen Entzündungen. Die Hormonproduktion ist an diesen Stellen stark eingeschränkt oder versiegt („kalter Knoten“).

Wird im Gegenzug über den Bedarf hinaus Thyroxin an den Körper abgegeben, spricht man von einer Überfunktion. Herzrasen, innere Unruhe, Zittern und Abneigung gegen Wärme können hier die Begleiterscheinungen sein. Ursächlich sind Erkrankungen und Entzündungen der Schilddrüse – ebenfalls Autoimmunreaktionen, bei denen Antikörper die Schilddrüse zu einer ungehemmten Hormonausschüttung veranlasst. Beispiele sind die so genannten „Heißen Knoten“ oder der Morbus Basedow.

Nach einer umfassenden Diagnostik – Anamnese, Labor, Ultraschall, Szintigramm – stellt sich die Frage: Was muss operiert werden, was nicht?

Wurden Entzündungen festgestellt, ist ein operativer Eingriff meist nicht nötig und eine medikamentöse Therapie absolut ausreichend. Jodtabletten können Jodmangel im Körper ausgleichen; die Radio-Jod-Therapie eignet sich bestens im Fall einer Überfunktion. Dabei nimmt der Patient eine geringe Menge an radioaktivem Jod zu sich, das über die Blutbahn in die Schilddrüse gelangt. Dort zerstört es krankhaft verändertes Schilddrüsengewebe. Da das Jod ausschließlich von der Schilddrüse aufgenommen wird, wirkt es nur lokal.

Werden Knoten festgestellt, muss im Einzelfall entschieden werden, ob ein operativer Eingriff die geeignete Therapie ist. „Watch and wait“ kann hier das Motto sein. Die Entscheidung ob OP oder nicht, hängt vor allem auch davon ab, wie eingreifend die Symptomatik für den Patienten ist und für wie vertretbar es der Arzt hält, eine Operation hinauszuschieben.

Kein Ermessen hingegen gibt es, wenn der Verdacht auf eine bösartige Veränderung sich bestätigt. Dank moderner Operationsverfahren wie z.B. dem Neuromonitoring, können selbst die sensiblen Stimmband­nerven, die direkt im Operationsgebiet verlaufen, lokalisiert und kontrolliert werden. So ist eine Verletzungsgefahr hier nahezu ausge­schlossen.

Am Ende seines Vortrages beantwortete Herr Nasifoglu gerne die zahlreichen Fragen aus den Reihen der Zuhörerinnen und Zuhörer.