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Bericht vom Gesundheitsforum Ehingen am 14. Mai 2014

„Bauchweh?!“

Der Bauch, die menschliche Black-Box.
Den Anfang machte Dr. med. Sven Walter, Oberarzt der Fachabteilung Innere Medizin des Kreiskrankenhauses Ehingen. Er legte in seinem Vortrag großen Wert darauf, dass Bauchschmerz immer ein subjektives Erleben des Betroffenen ist. Auf der Suche nach den Ursachen stehen Schmerzart, -verlauf, Vorgeschichte und körperliche Untersuchung des Patienten im Vordergrund. Liegt eine Spannung im Magen-Darm-Raum vor? Eine Entzündung? Oder gar ein Tumor? Oft ist der Grund weniger dramatisch als befürchtet, denn im günstigsten Fall sind Übersäuerung, Verstopfung oder einfache Blähungen die Verursacher der  unangenehmen Schmerzen im Bauchraum.
Wenn „der Magen brennt“, „ein Kloß im Hals sitzt“, können Entzündungen, aber auch Gewebsveränderungen die Ursache dafür sein. In jedem Fall ist eine Abklärung durch den Facharzt erforderlich.

Darüber hinaus bat Dr. Walter darum, auch an die Nachbarorgane zu denken. Denn auch Wirbelsäulenproblemen, Stoffwechselerkrankungen bis hin zu einem Herzinfarkt können ebenfalls das „ungute Gefühl im Bauch“ auslösen.
 
Die Bauch-Hirn-Achse.
Als nächster Referent nahm Dr. med. Martin Simon, niedergelassener Internist am Gesundheitszentrum  Ehingen, das Publikum mit auf eine Reise quer durch die häufigsten Symptome bei Bauchschmerzen: „Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall“ – sie begegnen uns immer wieder. Diese, so klärte der Fachmann auf, zählen häufig zu Erkrankungen, die funktioneller Natur sind. Das bedeutet, dass die Struktur des Organs zwar nicht verändert ist – der Betroffene jedoch trotz befundloser Untersuchungen, wie CT und Magenspiegelung, Schmerzen empfindet. Also muss der Arzt weitere Möglichkeiten in Betracht ziehen. Dazu gehören beispielsweise die eher seltene Zöliakie (eine Glutenunverträglichkeit) sowie die Lactoseintoleranz. Sehr häufig spielt auch der so genannte Reizdarm eine Rolle. „Er ist „Sammelbecken“ von Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik, aber verschiedener Ursachen“, erläuterte Dr. Simon. Dass die Psyche des Patienten in der einen oder anderen Form beteiligt sein kann, belegen Diskussionen um die „Bauch-Hirn-Achse“. Sie besagen, dass wichtige Informationen von „unten nach oben“ transportiert werden, wegen eines Filters aber nicht bis in das Bewusstsein vordringen. Dieser Filter ist bei der Diagnose „Reizdarm“ gestört. Redewendungen wie „Das schlägt uns auf den Magen“ oder „Da werden wir richtig sauer“ sind auf diese Verknüpfung von Kopf und Bauch zurückzuführen.
 
Der Darm – ein faszinierendes Gebilde.
Einen Schritt weiter im Verdauungstrakt führte uns Dr. med. Roland Eisele, Chefarzt der Fachabteilung Innere Medizin des Kreiskrankenhauses Blaubeuren. Unser Darm ist ein Wunder der Natur, das Nervensystem des gesamten Magen-Darmtraktes ein komplexes Gebilde. Gut vorstellbar, dass Störungen dieses Systems zu heftigen Bauchschmerzen führen können, deren Ursache Entzündungen, Stenosen, Ischämien oder Tumore sind. Der Darm vergisst nichts. Das beweisen  die Untersuchungen zum Thema „Postinfektiöser Reizdarm“. Dr. Eisele veranschaulichte das anhand des Teufelskreises einer Entzündung, die im Zusammenspiel mit der Angst vor neuen Erkrankungen den Schmerz immer weiter nach oben treibt.

Bevor sich Beschwerden überhaupt einstellen, sich manifestieren und in letzter Konsequenz große chirurgische Eingriffe erfordern, ist gute Beobachtung und Eigenverantwortung gefragt: Vorsorge ist hier das Schlüsselwort. Je früher Veränderungen entdeckt werden, umso schneller und besser können sie – auch hier mit minimalinvasiven Verfahren – lokalisiert und entfernt werden.
Das gilt zum Beispiel bei Darmpolypen, die, so betonte der Fachmann aus Blaubeuren, im Rahmen von Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen rechtzeitig erkannt werden können. Dies ist umso wichtiger, wenn in der Familie bereits Darmkrebs aufgetreten ist. Mit dem Hinweis „Polypen tun nicht weh – der sich (potentiell) daraus entwickelnde Krebs schon“ gab Dr. Eisele das Mikrofon an den letzten Referenten des Abends weiter.
 
„Ha, jedsch wordsch amol, ob was bassiert.“ – Handeln Sie gleich!
Mit einem Augenzwinkern vorgetragen und schwäbisch angehaucht war der Beitrag von Bernd Nasifoglu, Sektionsleiter Viszeralchirurgie des Kreiskrankenhauses Ehingen. Doch bei allem Humor – das Thema bleibt ernst. Das Auftreten von akuten Abdomen, von plötzlichen Erkrankungen des Bauchraumes erfordert immer eine Klärung und/oder Therapie ohne Zeitverzögerung. Zu den Hauptursachen zählen innere Blutungen, Darmverschlüsse und Entzündungen. Auch wenn die Symptome manchmal unspezifisch sind, ist in diesen Fällen eine schnelle Abklärung und Hilfe oft lebensentscheidend. Chirurgisch kann man heute im Rahmen minimalinvasiver Eingriffe den Bauchraum umfassend „inspizieren“, die Ursache finden und beheben. Der Vorteil: Große Narben werden vermieden und der Heilungsprozess des Patienten verkürzt sich bedeutend.

Eine verzwickte Sache sei es gemäß dem schwäbischen Motto „Ha, jedsch wordsch amol, ob was bassiert“ zu handeln. Denn je länger die Beschwerden anhalten, desto ähnlicher werden sie und dementsprechend schwierig gestaltet sich auch die Suche nach der Ursache in der „menschlichen Black-Box“ – dem spannenden Komplex „Bauch“.
 
Am Ende der interessanten Vorträge nahmen sich die Fachmänner viel Zeit, die Fragen der Zuhörer zu beantworten.