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Bericht vom Gesundheitsforum Ehingen am 8. Januar 2014

Depression, Angst, Erschöpfung – alles Burnout, oder…?

Zwischen 1998 und 2009 haben Krankheitstage durch psychische Erkrankungen um 80% zugenommen, Frühberentungen durch psychische Erkrankungen haben sich verdoppelt. Das sind alarmierende Zahlen. Immer mehr entwickelt sich Burnout – ein Symptom, das heute als Vorstufe einer Depression gesehen wird – zur Volkskrankheit.
 
Diese „Erschöpfungsdepression“ ist kein Trend, sondern trat auch früher bereits auf. Nicht nur der Prophet Elias als biblische Figur, sondern auch Bauersfrauen, die ausschließlich im eigenen Betrieb Tag und Nacht arbeiteten, waren nach jahrelangem Schuften und Ackern plötzlich „platt“. Ursachen heute sieht der erfahrene Psychiater in der zunehmenden Globalisierung unserer Gesellschaft. Die ständige Erreichbarkeit beruflich und privat durch Mail und Mobiltelefone aber auch die Arbeit von zu Hause aus (Homeoffice) steigern den Leistungsdruck ebenso wie die Arbeitsdichte und die grundsätzlich gestiegenen Anforderungen im Berufsleben.
 
An erster Stelle der Auslöser steht die tägliche Arbeit. Aber auch eine starke Überlastung in der Familie kann zu einem Burnout führen. Niemand ist vor solch einer Krise gefeit – Hausfrau, Sekretärin oder Topmanager, Sachbearbeiter oder Koch. Den einen belastet die Routine und Eintönigkeit, dem anderen fehlt es an Lob, Anerkennung oder entsprechendem finanziellen Ausgleich. Betroffen sind Menschen aller Altersstufen – oftmals mit einer gewissen Vorbelastung.
 
Burnout zeigt sich durch zunehmende Erschöpfung, eingeschränkte Motivation oder Minderwertigkeitsgefühle. Alltägliches wird nur noch negativ bewertet, die permanente Suche nach Schuld bei sich selbst oder bei anderen führt zu reduziertem Engagement, Mangel an Kreativität und Abgrenzung. Nicht selten verfallen Betroffene dem Alkohol oder auch Drogen. Der Rückzug aus dem sozialen Leben macht aus ihnen verzweifelte, nach Sinn fragende und in letzter Konsequenz oft an Suizid denkende Menschen.
 
Die seelische und physische Erschöpfung ist ein Teufelskreis, aus dem man alleine nicht mehr herausfindet. Zunächst überspielen Betroffene die Symptome – ohne Veränderung der Arbeits- und Verhaltensweise. Doch schließlich erreichen sie einen Punkt, an dem sie nicht mehr weiter können: Es folgt der seelische Zusammenbruch.
 
Wichtig ist, eine klare Abgrenzung zwischen Beruf und Privatleben zu schaffen und ein stabiles familiäres Umfeld sowie Wertschätzung im (Arbeits-)alltag aufzubauen. Wer beruflich und privat zurückfährt, kann sich wieder auf wesentliche Dinge konzentrieren. Man muss lernen, nicht zu streng mit sich selbst zu sein, auch wenn mal etwas schief läuft. Alle unsere täglichen Aufgaben sollten nicht zur Last werden.
 
Vorbeugende Maßnahmen sind vor allem ein gutes soziales Netzwerk: Freunde und Bekannte treffen, Sport treiben. Aber auch gezielte Übungen zur Stressbewältigung wirken dem Ausgebrannt-Sein entgegen. Weitere gute Ansätze zur Burnout-Prophylaxe sind: häufiger pünktlich Feierabend zu machen und keine Arbeit mit nach Hause zu nehmen.
 
Es ist wichtig, auf sich selbst zu achten: Was tut mir gut? Wobei und wie entspanne ich mich am besten? Eine ausgewogene Ernährung trägt nach Ansicht des Mediziners ebenfalls dazu bei, das Krankheitsrisiko nachhaltig zu reduzieren.
 
Nicht unerwähnt blieb, dass Betroffene mit Burnout unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollten. Denn dieser Spirale selbst zu entkommen, ist sehr schwer. Mit einer ambulanten Therapie und einer individuell abgestimmten Bedarfsmedikation kann viel erreicht werden, in schweren Fällen ist der stationäre Aufenthalt in einer Fachklinik empfehlenswert.
 
Nach Abschluss des Vortrages beantwortete Herr Dr. Metzger gerne die Fragen der aufmerksamen Zuhörer.