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Bericht vom Gesundheitsforum am 08. Juli 2015

Bei Schmerzen auch an Rheuma denken

Rheuma – der „fließende Schmerz“
Bereits die alten Griechen beschrieben Symptome chronischer Gelenkerkrankungen. Im Mittelalter war vor allem die Gicht als Krankheit der Reichen, Völlerer und Schlemmer bekannt. Und heute steht Rheuma für eine Autoimmunerkrankung des gesamten Körpers mit weit reichenden Folgen.

Mehrere Millionen Deutsche leiden an rheumatischen Erkrankungen. Was früher als ein Leiden des Alters galt, ist heute längst altersunabhängig, sind auch Kinder und Jugendliche davor nicht gefeit. So vielfältig die Symptome, so verschieden sind auch die Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. Von bis zu 400 Einzelerkrankungen gehen die Experten aus, verbindende Gemeinsamkeit der meisten von ihnen ist - der Schmerz. Typisch sind Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat mit charakteristischen Schmerzen, aber auch alle anderen Organe von Kopf bis Fuß können betroffen sein. Die Folgen sind gravierend: oft chronische Schmerzen, starke Bewegungseinschränkungen und eine enorme Beeinträchtigung der Lebensqualität der Betroffenen.

Symptom Schmerz
Meist entwickelt er sich schleichend: Der Schmerz kommt schubweise, dazwischen durchaus mit Phasen völliger Schmerzfreiheit. Tritt er vor allem nachts und im Zusammenhang mit allgemeinen Beschwerden (Müdigkeit, Haut- oder Magen-Darm-Beschwerden) auf, sollte man durchaus an Rheuma denken. Die frühzeitige Diagnose ist - wie so oft - entscheidend für den weiteren Verlauf. Denn zu häufig werden Symptome fehlgedeutet oder in ihrer Gesamtheit nicht gesehen. Die unspezifischen Hinweise kosten somit kostbare Zeit, die der Differentialdiagnose Rheuma und damit wertvoller Therapiezeit verloren geht.

Spezifika rheumatischer Erkrankungen
Entzündliche Rückenschmerzen (häufig nachts und mit eintretender Besserung bei Bewegung), Schwellungen und Schmerzen an kleinen Fingern und Gelenken, anhaltende Sehnenschmerzen oder parallele Muskelschmerzen (meist an beiden Schultern, Oberarmen etc.) brauchen eine umgehende medizinische Abklärung, um die Chronifizierung des Schmerzes zu verhindern.

Auch Entzündungen im Blut mit unspezifischen Schmerzen (mehr als 6 Wochen) oder gleichzeitig auftretende entzündliche Veränderungen an mehreren Körperstellen (Haut, Gelenke, Nervensysteme) sind charakteristische Symptome für Rheumaerkrankungen.

Weniger bekannt sind spezifische Einzelsymptome - unabhängig von Blut und Schmerz - als Hinweis auf die Autoimmunkrankheit Rheuma. Als eindeutige Charakteristika finden sich z.B. der kreisrunde Haarausfall, Einblutungen an Fingern und Zehen oder typische Schleimhautveränderungen.
  
Umdenken ist gefordert
„Über Jahrzehnte war die Linderung der Beschwerden das Ziel der Therapie. Heute sind wir mitten in einem Paradigmenwechsel“, so Dr. Briem. Die Entwicklung einer neuen Medikamenten-Generation der Biologika, die zielgerichtet in das Immunsystem eingreift, ist eine Zukunft weisende und Erfolg versprechende Entwicklung. Aber auch die  Notwendigkeit einer frühzeitigen Zusammenarbeit von Haus- und Fachärzten, insbesondere mit den Rheumatologen spricht er hier an; ebenso das Zusammenspiel eines ganzen Therapeutenteams, Allgemein- und fachärztliche Mediziner, Physiotherapeuten, Rehabilitationsmediziner, Ergotherapeuten und ggf. Psychotherapeuten sowie vor allem die Patienten selbst. Denn den Großteil ihrer Verantwortung für eine gesunde Lebensweise, für die Auseinandersetzung mit der Krankheit und aktiver Mitarbeit kann den Betroffenen niemand abnehmen. Und schließlich die Dringlichkeit des Volksleidens Rheuma, die sich bislang noch immer in der zu geringen Zahl ausgebildeter Fachärzte für Millionen von PatientInnen  mit entsprechend Monate langen Wartelisten widerspiegelt.

„Rheuma kommt zu kurz“, so das Resümee des Fachmanns am Ende seines Vortrages. Was speziell am Kreiskrankenhaus Langenau mit der neuen Schwerpunktsetzung der Rheumatologie anders geworden ist. Ein Lichtblick und viel Hoffnung für die Zukunft vieler schmerzgeplagter Rheuma-Patientinnen.