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Bericht über Gesundheitsforum Blaubeuren am 15. Januar 2014

Volkskrankheit Rückenschmerz

„Wir bewegen uns falsch, zu wenig und einseitig, wir haben zu viel Stress, essen zu viel und vertrauen anderen mehr als uns selbst.“ Dem überzeugten Präventionisten Gebhardt ist es ein besonderes Anliegen, die Menschen für Möglichkeiten und Wege zu sensibilisieren, Rückenbeschwerden im täglichen Alltag wirkungsvoll vorzubeugen und neue Lebensfreude durch verändertes Verhalten zurück zu gewinnen.

Schwierige Ursachenfindung       
Früher waren körperliche Überlastungen (bekannt ist der „Eisenbahnerrücken“) häufigste Ursache für Rückenprobleme. Doch schwere körperliche Tätigkeiten sind zunehmend die Ausnahme. Stattdessen sind Übergewicht und Bewegungsmangel, falsche, eingefahrene Bewegungsmuster oder auch Unfälle und psychische Belastungen verantwortlich für die Beschwerden zwischen Nacken und Steiß. Die häufig als Ursache benannte Bandscheibe ist es tatsächlich nur zu 5%, in der überwiegenden Zahl der Fälle (bis zu 90%) lässt sich keine organische Ursache finden. Der so genannten „unspezifische“ Rückenschmerz aber bleibt ein gesellschaftliches Problem – für die Volkswirtschaft mit Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe ebenso wie für die ganz individuell eingeschränkte Lebensqualität der Betroffenen.

Besorgnis erregend, so Markus Gebhardt, ist auch, dass bereits mehr als die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen über Rückenschmerzen klagt. Auch hier sieht er Aufklärungsbedarf für die so wichtige körperliche Betätigung als Alternative zum Sitzen vor Fernseher, Tablet-PC oder Spielkonsole. Frühzeitig werden hier falsche Bewegungs-muster „gelernt“, die später nur schwer auszumerzen und häufig Ursache für die sich oft über Jahre entwickelnden Rückenschmerzen sind. Eine falsch belastete Wirbelsäule, fehlende Muskeltätigkeit und deren Rückentwicklung führen letztlich zur Steifigkeit, der auftretende Schmerz als erstes Warnsignal des Körpers wird missverstanden und Schonhaltungen zur Schmerzvermeidung verstärken das Problem.

Aber, so Gebhardt, die Funktionsstörung durch Fehlhaltungen und ein muskuläres Ungleichgewicht sind noch korrigierbar. Hier gelte es anzusetzen, um der späteren irreversiblen Strukturzerstörung mit Bewegungsprogrammen und vor allem einer veränderten Lebens- und Bewegungseinstellung vorzubeugen. Denn: Entwickeln sich Rücken­schmerzen über Jahre zum chronischen Leiden, braucht es eine aufwändige Langzeittherapie, die oft nur Linderung, jedoch keine Heilung mehr bringen kann.          

In Bewegung bleiben         
Bettruhe bei Rückenschmerzen ist längst aus dem Blickwinkel der Mediziner gerückt, ebenso die passive Einflussnahme mit Massagen oder Packungen. Stattdessen liegt - neben der Schmerzlinderung im Akutfall - der Fokus auf Muskeltraining und Kräftigung des Bewegungsapparates durch aktive Mitarbeit des Patienten. „Mehr Tango, weniger Fango“ lautet das Motto für den Königsweg in der Behandlung von Rückenschmerzen. „Auch wir arbeiten viel am Körper und weniger am Rücken“, so Gebhardt und präsentierte viele Beispiele aus dem Studio-Alltag, wie aus physiotherapeutischer Sicht die praktische Umsetzung für ein verändertes Verhalten und neue Bewegungsalternativen, vor allem aber ein Raus aus dem Gewohnheitsalltag erfolgen kann. Diese Unterstützung von außen ist hilfreich, ausdrücklich erforderlich sind aber die Einsicht und der Wille des Patienten zur eigenen Veränderung. Das Ziel, die Beweglichkeit des Körpers und seiner gesamten Elastizität zu verbessern, bringt auch eine neue Lebensqualität.     

Haltung bewahren  
Das kann man vor allem auch im Alltag mit der richtigen Körperhaltung beim Tragen, Heben, bei der Hausarbeit ebenso wie beim Zähneputzen. Und Markus Gebhardt plädiert für ein Umdenken: „Schon 10% dauerhafte Veränderung im Alltag oder Lebensrhythmus reichen, um einen wichtigen Beitrag zur eigenen Rückengesundheit zu leisten!“