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Bericht vom Gesundheitsforum Langenau am 22. Oktober 2014

Sturz im Alter… muss keine Tragödie sein

Der Sturz im Alter ist angesichts der gesellschaftlich-demografischen Entwicklung ein brisantes und immer präsenter werdendes Thema. Es gibt beispielsweise Hochrechnungen, dass sich die Altersfrakturen bis zum Jahr 2030 verdreifachen werden. Dies ist angesichts drohender Schmerzen und bleibender Einschränkungen keine wirklich erfreuliche Prognose und Auslöser für viele Ängste bei dem betroffenen Personenkreis. Doch dank enormer und bahnbrechender Entwicklungen in den Bereichen Behandlungskonzept und Therapie muss ein Sturz heute keine Tragödie mehr sein.

Wenn ältere Menschen fallen, ist in den wenigsten Fällen eine von außen kommende Krafteinwirkung dafür verantwortlich. Vielmehr ziehen Bewegungseinschränkungen an Hüfte, Knie und Schulter, plötzlicher Schwindel, Herzsynkopen, kurze Absencen oder Koordinations­störungen ihnen den Boden unter den Füßen weg – im wahrsten Sinne des Wortes.

Sehr viele Stürze ereignen sich in Haus & Garten. „Ob im Frühjahr die Kirschen oder im Herbst die Äpfel vom Baum geholt werden – in dieser Zeit haben wir aufgrund der akrobatischen Obsternten regelmäßig einen Anstieg der Sturzverletzungen zu verzeichnen“, so Professor Rübenacker. Unzureichend gesicherte Steighilfen, Schuhe mit schlechtem Halt, Stolperfallen im häuslichen Umfeld, Ausflüge trotz Glatteis – überall hier lauert Sturzgefahr.

Ein erster, wichtiger Schritt zur Vermeidung von Stürzen ist also die Auseinandersetzung mit den Ursachen – ob externer oder interner Natur. Das gilt sowohl für die Zeit vor, als auch für die Zeit nach einem Sturz. Im günstigen Fall lassen sich die Ursachen im Vorfeld beheben und der Sturz ist vermieden. Doch wenn es dazu kommt, muss während und nach der Akutversorgung ein multimodales Behandlungskonzept zum Einsatz kommen. Die moderne Alterstraumatologie ist insbesondere auch aus diesem Grund eine Kooperation verschiedener Fachdisziplinen – angefangen bei der Unfallchirurgie über die Altersmedizin bis hin zu den speziell ausgebildeten Fachkräften der Bereiche Pflege und Rehabilitation. Konkret heißt das: Optimale Frakturversorgung bei der Operation, schnellstmögliche Mobilisierung und Integration in das gewohnte häusliche Umfeld mit dem vorrangigen Ziel der Vermeidung erneuter Stürze.

„Es gibt Vieles, gar nicht unbedingt Aufwändiges, was Sie selbst tun können, um nicht zu fallen“, empfiehlt Rübenacker. Lassen Sie gesundheitliche Defizite, wie Inkontinenz oder Sehschwächen ärztlich abklären, bleiben Sie auch geistig beweglich, stärken Sie durch regelmäßiges Training Ihre Muskeln, Ihre Koordination und Ihre Gehfähigkeit und ernähren Sie sich ausgewogen und gesund.“ Wer auf die Leiter steigen muss, sollte vorher seinen Kreislauf auf Trab bringen, feste Schuhe anziehen, die Leiter am besten von einer zweiten Person sichern lassen und sich immer mit einer Hand festhalten. Personen, bei denen Bewusstseinsaussetzer, bzw. motorische Störungen bekannt sind, die Psychopharmaka oder Blutgerinnungshemmer nehmen oder Alkohol getrunken haben, sollten das Leitersteigen besser anderen überlassen.

Denn ein kleiner Fehlgriff oder Fehltritt mit Sturzfolge kann sich – besonders im Alter – zu einer prekären Lebenssituation entwickeln.

Sturz mit Frakturfolge ist dank hochentwickelter Alterstraumatologie heute kein unüberwindbares Schicksal mehr wie früher, als ein Schenkelhalsbruch z.B. oftmals tödlich endete. Operationstechnische Verfahren wie ins Innere des Knochens eingebrachte Marknägel, winkelstabile Platten zur Stabilisierung auch schwer osteoporotischer Knochen bis hin zu individuell abgestimmten und ausgewählten künstlichen Gelenken sind in den Händen des erfahrenen Chirurgen eine gute und realistische Perspektive, im Alter auch nach einem Sturz weitestgehend beweglich zu bleiben.

Im Anschluss an seinen Vortrag stand Professor Rübenacker für Fragen gerne zur Verfügung.