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Bericht vom Gesundheitsforum Blaubeuren am 15. Juli 2015

Schnarchen? Atempausen im Schlaf? Eine Lärmbelästigung mit ernsthaften Folgen

Manchmal ist der Schlaf nicht erholsam oder wir können überhaupt nicht ein- oder durchschlafen. Auf Dauer kann das zu einer wesentlichen Beeinträchtigung unserer Lebensqualität führen.

„Schatz  dreh‘ dich, du schnarchst“ 
Meistens ist es der Partner, der es bemerkt. Immer wieder in der Nacht stockt bei einer Schlafapnoe die Atmung, bis zu 30 Sekunden durch-schnittlich, nicht selten auch mal länger. Schnarchen ist nicht zwangsläufig gefährlich und jede Atempause bedenklich. Nur wenn mehr als fünf Aussetzer stündlich für mehrere Sekunden auftreten, ist es durchaus ratsam, einen Arzt zu befragen. Denn eine unbehandelte Schlafapnoe kann gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Konzentrationsschwäche, Müdigkeit und Leistungsminderung bis hin zu Bluthochdruck. Letzterer wiederum erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Verengte Atemwege als Ursache für Atemaussetzer 
Die häufigste diagnostizierte Schlafapnoe ist die obstruktive Form (OSA), die durch eine Verengung der oberen Atemwege entsteht. Ursache dafür können zum Beispiel Übergewicht, ein zurückliegender Kiefer oder vergrößerte Mandeln sein. Zudem entspannen sich viele unserer Muskeln im Schlaf – noch verstärkt durch Alkoholgenuss oder durch Einnahme von Schlafmittel – so dass in Rückenschlaflage die Zunge in den Rachen rutscht und kurzfristig den Atemweg verschließt. Unser Gehirn leitet den Befehl „Luft holen“ an die Atemwegmuskulatur weiter, doch die Kraft der dortigen Muskeln reicht nicht aus, um Luft durch die entstandenen bzw. vorhan-denen Engstellen zu bekommen. Der Widerstand ist zu groß, Atempausen entstehen. Und die Folgen? Unser Körper erhält weniger bis keinen Sauer-stoff, die Sättigung im Blut sinkt langsam ab. „Dennoch kein Grund zur Panik: ersticken kann man daran eher nicht“, beruhigte Dr. Töpfer. Der Körper registriert dies und „schlägt Alarm“. Er regt die körperliche Aktivität an – es kommt zur Anspannung aller Muskeln. Betroffene holen wieder Luft. Die Atmung ist wieder gesichert; jedoch nur bis zum nächsten Aussetzer – eine nächtliche Endlosschleife. Klar ist, dass die ständigen Schlaf-unterbrechungen einen erholsamen und tiefen Schlaf eher unmöglich machen. Die Folge: Schläfrigkeit am nächsten Tag bis hin zum Sekundenschlaf.

Weit weniger verbreitet ist die zentrale Schlafapnoe, bei der die Ursache nicht in den Atemwegen, sondern im Gehirn – und zwar in der Steuer-zentrale der Atemmuskeln liegt. Hier bekommen die Atemmuskeln den Befehl „Atmen“ nicht weitergeleitet. Erst wenn der Sauerstoffgehalt im Blut unter einen kritischen Wert sinkt oder der Kohlendioxidgehalt ansteigt, reagiert das Gehirn und sendet den Impuls zur Atmung. Diese Form der Schlafapnoe mit Ausfall der Atemsteuerzentrale können beispielsweise durch einen Schlaganfall oder eine schwere Herzerkrankung bedingt sein.

Im Schlaflabor untersuchen die Ärzte verschiedene Kriterien 
Schlafprobleme können auch durch äußere Ursachen entstehen (Schichtarbeit, veränderter Lebenswandel, Stress…), auf organische Prob-leme (Infektionen, Durchblutungsstörungen, Restless-Legs-Syndrom, Schnarchen…) zurückführen oder aber auch psychologisch bedingt sein (Sucht, Neurosen, mangelnde Konfliktbewältigung…). 
Zur Ermittlung einer Schlafstörung wird dem Betroffenen zunächst ein Messgerät mitgegeben. Eine Nacht lang erfasst es die Atmung – vor allem die Aussetzer. Wird bei der Auswertung durch den Facharzt eine Schlafapnoe festgestellt, ist eine Weiterbehandlung im Schlaflabor sinnvoll. Dort verbringt der Patient dann in der Regel zwei Nächte. In der ersten Nacht werden während des Schlafes detaillierte Messungen von Blutdruck, Herzrhythmus, Sauerstoffgehalt, Atemfluss und -bewegung aufgezeichnet, vollkommen schmerzfrei. Das kann der Pneumologe anschließend gründlich auswerten und eine individuelle Therapie einleiten. 

Beste Ergebnisse erzielt die Atemmaske 
Bei leichteren Schlafapnoen kann eine Gewichtsreduktion oder eine Ver-lagerung der Schlafgewohnheit (von Rückenlage auf Seitenlage) hilfreich sein. In wenigen Einzelfällen hilft eine angepasste Mund-/Kieferschiene (die Kosten dafür müssen aber selbst getragen werden). In den meisten Fällen jedoch wird zur Atemmaske geraten (CPAP-Therapie) nicht zuletzt weil sie nachweislich, regelmäßiges Tragen vorausgesetzt, den besten Erfolg erzielt. Ein kleines Gerät das mit leichtem Überdruck Raumluft in Nase und/oder Mund, je nach Schlafgewohnheit und Maske, bläst. So bleiben die Atemwege nachts durch offen und die Luftzufuhr wird nicht unterbrochen. Welche Maske am besten geeignet ist, hängt vom Einzelfall ab und sollte zwischen Arzt und Patient besprochen werden. „Nach einer Gewöhnungs-phase, die durchaus schon mal drei Monaten dauern kann, berichten aber die meisten meiner Patienten, leistungsfähiger und ausgeruhter zu sein“, so Dr. Töpfer. Dieser erhebliche Mehrwert an Lebensqualität entschädigt doch auch das ungewöhnliche Aussehen bei Nacht – oder?