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Bericht vom Gesundheitsforum Ehingen am 11. November 2015

Schluckstörungen


Bewusst und unbewusst schlucken wir etwa 1,5 Liter am Tag – bei 600 bis 2000 Schluckvorgängen – bei denen sage und schreibe 50 Muskelpaare aktiv werden. Schlucken ist nicht gleich schlucken. Es macht einen Unterschied, aus welchem Gefäß wir trinken und essen und welche Konsistenz es hat – das was wir schlucken. Die Gäste des Vortrages konnten es selbst testen. Verschiedene Gläser und Tassen und der Verzehr von Keksen im Vergleich zu Weintrauben zeigten, dass Trockenes vor dem Schlucken erst eingespeichelt wird, damit es besser rutscht, flüssigkeitsreiche Nahrung sich hingegen spontan schlucken lässt.

Diese grundsätzlichen Feststellungen können sich verändern, wenn neurogene, strukturelle oder altersbedingte Einschränkungen auftreten, die zu einer Schluckstörung führen. Nach Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma und Tumoren, bei Parkinson, Multipler Sklerose oder Demenz, aber auch bei altersbedingten Veränderungen von Zähnen, Speichelzusammensetzung und knöcherner Struktur im Bereich des Schluckapparates kann das Schlucken schwierig werden – dieses Defizit kann sogar große, existenziell bedrohliche Probleme nach sich ziehen.

Hinweise auf eine Schluckstörung sind zahlreich. Häufiges Husten und Räuspern kann darauf hindeuten. Aber auch eine verlängerte Kauphase, wässrige Augen nach dem Schlucken, Bisswunden in den Wangen und auf der Zunge, Nahrungsaustritt beim Essen und vieles andere mehr. Achtsam mit möglichen Anzeichen umgehen und bei Bedenken einen Experten aufsuchen – das ist unbedingt zu empfehlen. Denn unerkannt und unbehandelt können Schluckstörungen langfristig schlimme Folgen haben. Sie reichen von der Mangelernährung und dem damit verbundenen Gewichtsverlust bis hin zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und schlechter Wundheilung. Sehr bedrohlich in diesem Zusammenhang auch die so genannte stille Aspiration – ein symptomloses Verschlucken, bei dem der Betroffene sich „still“ verschluckt und den Eintritt von Nahrung und/oder Flüssigkeit in die Luftröhre nicht bemerkt.  Als psychische Komponente kommen große Ängste vor dem Essen oder sogar die Nahrungsverweigerung dazu. Diese Menschen leiden an ihrer eingeschränkten Lebensqualität und reagieren oftmals zusätzlich mit sozialem Rückzug. Eine Abwärtsspirale, die man unbedingt durchbrechen sollte.

Grundsätzlich helfen eine aufrechte Körperhaltung auf dem Stuhl und im Bett, die Neigung des Kopfes nach vorne – und wenn eine Hilfsperson notwendig ist – die gleiche Höhe beim Anreichen der Nahrung. In einem nächsten Schritt empfiehlt die Expertin Nahrung mit homogenen Konsistenzen, die Trennung von Essen und Trinken, kleinere Portionen und eine ruhige, entspannte Atmosphäre bei der Nahrungsaufnahme.

Das alles ersetzt in keinem Fall eine fachliche Schluckabklärung – gegebenenfalls eine apparative Schluckdiagnostik. Denn auch hier gilt: frühzeitig erkannt lassen sich durch geeignete und individuell angepasste Hilfsmittel und eine gezielte Schlucktherapie ein großes Stück Lebensqualität zurückgewinnen, zumindest aber die Folgen einer Schluckstörung minimieren.