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Bericht vom Gesundheitsforum Blaubeuren am 18. November 2015

Volkskrankheit Nierensteine - Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Harnsteinleiden ist in unserer Wohlstandsgesellschaft eine Erkrankung mit steigender Tendenz. Jedes Jahr kommt es in Deutschland zu mehr als 1 Million Neuerkrankungen und bundesweit gibt es rund 4 Millionen Harnsteinpatienten.

Wie kommt es zur Harnsteinbildung? Steigt die Konzentration von Substanzen im Urin über das übliche Maß hinaus, können sich diese Stoffe nicht mehr vollständig auflösen. Es entstehen Kristalle, die mit der Zeit durch weitere Anlagerungen größer werden - es bilden sich Nierensteine. Die Ursachen für ihre Entstehung sind vielfältig. Ernährung und Trinkmenge spielen dabei eine große Rolle, aber auch Harnwegsinfektionen und diverse Stoffwechselerkrankungen.

Nierensteine können sehr schmerzhaft sein. Das Beschwerdebild ist abhängig von ihrer Lage und Beweglichkeit. Steine in der Niere können beim Betroffenen unter Umständen überhaupt keine Beschwerden hervorrufen. Manchmal verursachen sie lediglich einen dumpfen Schmerz in der Flankengegend und es tritt etwas Blut im Urin auf. Akute Beschwerden hingegen kommen vor, wenn der Stein wandert. Verlässt er die Nieren und bleibt im Harnleiter, der Verbindung zwischen Niere und Blase, stecken, kann es zu einer Nierenkolik kommen. Diese Schmerzen strahlen in den Rücken-, Flanken- oder Unterbauchbereich aus und sind zum Teil mit Übelkeit und Erbrechen verbunden.

Es gibt unterschiedliche Steinarten, die unterschiedlich entstehen und therapiert werden müssen. Klinische Tests, Urin- und Blutuntersuchungen sind dabei Grundlage für die Auswahl eines individuellen Therapieverfahrens.

Je nach Größe und Lage des Nierensteins kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz. Es gibt kleine Steine, die ganz von alleine mit dem Urin ausgeschieden werden. Sie werden in der Regel konservativ, d.h. medikamentös behandelt, um die Schmerzen zu lindern. Wenn die Betroffenen viel trinken und sich bewegen, fördert das den Spontanabgang. Geht der Stein jedoch binnen 1 Woche nicht ab, muss die Therapie abgebrochen und der Stein aktiv entfernt werden.

Große Steine, die nicht spontan abgehen, müssen operativ entfernt werden. Eine besonders schonende Methode ist die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL). Bei ihr werden die Steine von außen durch Schallwellen zertrümmert. Dies kann meist ohne Narkose und ambulant durchgeführt werden. Die Methode ist schmerzarm und Risiken sind gering. Nach der Behandlung werden die kleinen Steinteilchen mit dem Urin ausgeschieden. Größere Steinreste erfordern unter Umständen eine nochmalige Lithotripsie. 

Die URS-Methode (UreteroRenoSkopie) ist eine Spiegelung von Harnleiter und Nieren unter Narkose. Der Facharzt entfernt die Steine unter endoskopischer Sicht. Die Wiederbehandlungsrate ist bei routinierten Ärzten gering.

Ein weiteres Verfahren ist die percutane Nephrolitholapaxie (PCNL) –  ein effektives, minimal-invasives Verfahren bei größeren Nierensteinen sowie bei partiellen und kompletten Ausgusssteinen. Von außen wird – ebenfalls unter Narkose – ein Zugang durch die Haut in die Niere gelegt, um die Steine direkt zu fassen bzw. zu zertrümmern und herauszuspülen.

Aufgrund dieser hochentwickelten und effektiven Verfahren müssen Nierensteine nur noch selten im Rahmen offener Steinoperationen entfernt werden.

Wer vorbeugen möchte, sollte v.a. auf eine ausreichende Trinkmenge von 2,5 – 3 Liter achten, sich ausreichend körperlich bewegen, sein Körpergewicht regulieren und sich ausgewogen ernähren.