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Deutlich weniger Kaiserschnitte in Ehingen


In der Frauenklinik Ehingen liegt die Kaiserschnittrate erheblich niedriger. Im Jahr 2014 lag sie bei 20,5%, bei bisher mehr als 600 Geburten in diesem Jahr liegt sie aktuell bei 19,8 %. Auf diese Werte ist Chefarzt Dr. med. Ulf Göretzlehner sichtlich stolz. „Die vaginale Geburt ist etwas Natürliches und wird deshalb in unserer babyfreundlichen Geburtsklinik klar favorisiert. Ohne Frage gibt es medizinische Gründe, die für einen Kaiserschnitt sprechen und in all diesen Fällen ist dies dann auch der richtige Weg. Aber bevor man sich leichtfertig für einen Kaiserschnitt entscheidet oder gar auf einem „Wunschkaiserschnitt“ besteht, sollte man sich mit den Folgen dieser Entbindungsart beschäftigen.

Die Zunahme von Kaiserschnitten hat auch mit der größeren Zahl älterer Mütter und der Zunahme von künstlichen Befruchtungen zu tun. Denn bei Mehrlingsgeburten und hohen mütterlichen Risiken sowie bei falscher Lage des Babys im Bauch der Mutter kann ein Kaiserschnitt notwendig werden. Liegt das Baby statt mit dem Köpfchen mit dem Steiß in Richtung Muttermund, so können die Ärzte im Vorfeld einer Geburt durch verschiedene Maßnahmen versuchen, das Baby noch zu drehen. Auch weil diese Methode in Ehingen angewandt wird, ist die Kaiserschnittrate in der babyfreundlichen Geburtsklinik so niedrig. 

Vor allem aber trägt eine gute Aufklärung der Paare zu diesem Wert bei. „In den Geburtsvorbereitungskursen vermitteln wir den Schwangeren bereits, dass sie sich auf den Entbindungsprozess einlassen sollen, so dass sie das Vertrauen gewinnen, ein Kind gebären zu können“ erklärt Brunhilde Wohlleb, leitende Hebamme in der Frauenklinik Ehingen. Vielen Frauen ist gar nicht bewusst, dass ein Kaiserschnitt auch Nachteile hat. So ist es keineswegs so, dass ein Kaiserschnitt schmerzlos ist. In diesem Fall ist zwar die Geburt als solche durch den Einsatz der Narkose und Schmerzmittel schmerzfrei, dafür sind die Beschwerden in der Zeit nach der Geburt durchaus vorhanden. Zudem ist nach einem Kaiserschnitt bei einer neuen Schwangerschaft das Risiko für Komplikationen erhöht. Auch muss man sich bewusst sein, dass ein Kaiserschnitt eine größere Bauchoperation ist, die normale OP-Risiken mit sich bringt. Manche Babys reagieren auf die schnellere Entbindung und den fehlenden Geburtsstress mit Atem- oder anderen Anpassungsproblemen. Auch das Risiko für Übergewicht und Diabetes steigen beim Kind, da die bei einer vaginalen Geburt übliche Übertragung der Darmflora von der Mutter auf das Kind nicht erfolgen kann.

Dass ein Baby durch einen Kaiserschnitt weniger Bindung zu seiner Mutter aufbaut, muss aber heute nicht mehr sein. In Ehingen ist es daher normal, dass auch bei einer Kaiserschnittgeburt das Baby direkt nach der Geburt der Mutter auf den Oberkörper gelegt wird. Sollte es ihr nicht gut gehen, übernimmt der Vater diesen ersten Körperkontakt, der dem Baby eine enge Bindung und Geborgenheit vermittelt. Aus diesem Grund sollten sich auch Mütter, bei denen aus medizinischen Gründen ein Kaiserschnitt nicht zu vermeiden ist, nicht mit diesem Gedanken quälen. „Die Sicherheit von Mutter und Kind hat bei einer Geburt die absolut höchste Priorität und das ist auch das für uns als Ärzte entscheidende Kriterium bei der Empfehlung für oder gegen einen Kaiserschnitt“ so Dr. Göretzlehner.