News

Seit 10 Jahren dabei

Interview mit vier Mitarbeiterinnen, die die Anfänge des Seniorenzentrums miterlebt haben

Vier Mitarbeiterinnen der ersten Stunde im Seniorenzentrum Erbach
Vier Mitarbeiterinnen der ersten Stunde: v.l.n.r.: Valentina Timonov, Loredana Lotterer, Kerstin Arlt und Corinna Hauser


Wie war das denn in der ersten Zeit in einer Einrichtung, die nach einem ganz neuen Konzept arbeitete?
Lotterer: Natürlich war das eine Umgewöhnung, denn in anderen Pflegeheimen gab es diese Unterscheidung in Pflege und Präsenz genauso wenig wie die kleinen Wohngruppen. Kein Speisesaal, die Küchen in den Wohnbereichen – all das war ungewohnt. Aber es war auch toll, weil durch dieses Konzept mehr Zeit für die Bewohner bleibt und das schließlich das ist, wofür ich Pflegekraft geworden bin.

Für die Pflegekräfte war die Aufgabenzuordnung neu, aber für die Präsenzkräfte war es noch ungewohnter, denn sie gab es ja in anderen Pflegeheimen gar nicht.
Hauser: Das stimmt, wir haben ja ganz verschiedene Ursprungsberufe. Am Anfang waren nur 13 Bewohner da – in den Wohnbereichen Schlosshalde und Donauwinkel haben wir in den ersten Monaten gelebt und das Konzept mit Leben gefüllt. Das war eine spannende Zeit, weil es ja noch nicht viele Vorbilder und Richtlinien gab. Ich als gelernte Ergotherapeutin habe da meine Interessen eingebracht und viel gesungen, gebastelt und Gymnastik gemacht. Andere hatten andere Ideen.

Gibt es eigentlich noch Bewohner, die von Anfang an dabei waren?
Timonov: Zwei Bewohner aus den ersten Wochen sind seit zehn Jahren da. Die anderen sind leider inzwischen verstorben. Das geht einem natürlich auch sehr nahe, auch wenn man weiß, dass hier die letzte Station für unsere Bewohner ist. Aber durch die Wohnbereiche entsteht ein so enger Bezug unter den Senioren und auch zwischen den Mitarbeitern und den Bewohnern, dass freudige Erlebnisse gemeinsam geteilt werden und traurige auch emotional berühren.

Die Küche hat im Hausgemeinschaftskonzept auch eine ganz andere Funktion. Wie war denn da die Umstellung?
Schöllhorn: Damals war die Umstellung groß, weil ich zuletzt in der Gastronomie gearbeitet hatte. Die Küche hat in diesem Konzept die Funktion einer Verteilerküche, d.h. ich bestelle für die Wohnbereiche, was diese brauchen. Am Anfang haben wir ja noch nicht jeden Tag in den Wohnbereichen gekocht, das ist heute bis auf wenige Ausnahmen ganz normal. Wir haben mit der Zeit unsere Erfahrungen gesammelt, was den Bewohnern wichtig ist und auch Sonderwünsche wie z.B. den schwarzen Brei können wir unseren Senioren erfüllen. Bei den Speiseplänen haben die Bewohner viel Einfluss, aber bestimmte Vorgaben wie einmal Fisch pro Woche gibt es dennoch, so dass die Ernährung auch ausgewogen bleibt.
Hauser: Man darf auch nicht unterschätzen, was es für die Bewohner bedeutet, sich entscheiden zu können. Selbst so Kleinigkeiten wie die Wahl aus zwei verschiedenen Marmeladen oder die Möglichkeit, dann zu frühstücken, wenn sie ausgeschlafen sind und Lust auf ein Frühstück haben, tragen zu ihrer Selbstbestimmung bei.

Wie war das denn am Anfang, als das Haus noch nicht so voll war wie heute?
Lotterer: In den ersten Nächten war das sehr ungewohnt. Wenn man weiß, dass das halbe Haus leer steht und man viele Geräusche hört. Das ist heute ganz anders. Schön ist aber auch, dass sich die Bewohner hier wirklich zuhause fühlen. Das merkt man auch daran, dass viele an Weihnachten lieber hier bleiben wollen.
Schöllhorn: Das hat aber auch damit zu tun, dass wir hier auch einiges dafür machen, dass die Feste zu etwas Besonderem werden. Am Geburtstag dürfen sich die Bewohner ihr Lieblingsessen wünschen und an Weihnachten ist eine ganz besonders schöne Stimmung in allen Wohnbereichen. Da gibt es natürlich auch etwas besonders leckeres zu essen.

Gibt es Dinge, an die sie noch denken, wenn Sie an die Anfänge zurückdenken?
Lotterer: Damals haben wir die Medikamente noch von Hand gerichtet – heute werden die ja für jeden Bewohner von der Apotheke gerichtet und für uns verblistert. Dadurch haben wir heute mehr Zeit, die wir mit den Bewohnern verbringen können.
Timonov: Natürlich haben wir von Anfang an die Feste gefeiert – zu Fasching, im Sommer und im Herbst – das war damals schon schön und ist es heute immer noch.
Hauser: Was sich definitiv nicht geändert hat: Der Bewohner ist für uns im Mittelpunkt. Es ist so schön, wenn uns ein hochdementer Bewohner auch nach mehreren Wochen Urlaub noch erkennt und sich freut, dass man wieder da ist. Da merkt man dann, dass unsere Bewohner auch spüren, wie wichtig sie uns sind. Durch unser Konzept und die Mitarbeiter wird der Zusammenhalt der Bewohner gefördert. Denn dadurch entsteht ja der familiäre Charakter, der für die Bewohner und Mitarbeiter ein schönes Gefühl ist.